

Andrea Karimé
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Andrea Karimé
15. Juni4 Min. Lesezeit
buchstabenrascheln
andrea karimé, kinderbuchautorin
(Tagebuchstaben: Hier schreibe ich nahezu täglich ein Notat und veröffentliche mehrere wöchentlich als Blogartikel namens #tagebuchstaben. Biografisch, unsystematisch und poetisch. Vom Schreiben und Leben. Vom Arbeiten als Kinderbuchautorin (of Color) und Dichterin. Am Ende jeder Woche findest du ein Montagsgedicht.)
Diesmal mit Poesie liebendem Kleinkind, Literaturfestival in Stuttgart mit BIPoC-Kidsbookswriters, Gertrud Kolmars schwarzem Sammet, James Baldwins Kinder aller, den Gedanken von Kids zu Gedichten, einem Traum mit geöffneten Augen, viel Spots aus Lesungen, schönen Bild-Grüßen und einem Montagsgedicht von Noachs Arche.
Der letzte Himmel. Hunger in Gaza. Kinder verhungern lassen. Deutschland hilft dabei. Meron Mendel fordert eine Überarbeitung der Staatsräson. Shai Hoffmann schreibt einen Brief an Steinmeier. Ich denke an James Baldwins klugen Gedanken: „The children are always ours, every single one of them, all over the globe; and I am beginning to suspect that whoever is incapable of recognizing this may be incapable of morality.”
Gestern "wilde" Lesung mit zwei Klassen 4 in Refrath. Große Spannung ging von einigen Kindern aus. Nicht von meinem Vortrag und auch nicht positiv. Klassenlehrerin krank. Hinterher höre ich, dass die Schüler*innen außerdem heute erfahren haben, mit wem sie in der zukünftigen weiterführenden Schule zusammen sein würden. Ach so!
In der Lesung sagte ein Schüler zum Lehrer, der ihn ermahnt hatte: „Mit Ihnen rede ich doch nicht.“ Ich perplex: „Mit mir redest du aber schon noch, oder?“ Schüler nickt. Zugegeben, meine Antwort war SEMI, aber sie ist mir einfach so von der Zunge gesprungen. Denke zu spät, dass ich besser Mustafa gelesen hätte. Der catcht sie alle. Immer. Ich schwöre! Der Junge, der sich von seinem Lehrer nichts sagen lassen wollte, fragte am Ende: „Hast DU diese Geschichte erschaffen?“
„Radaute, radaute“, sagt der zweijährige Sohn meiner Freundin bittend. Sie weiß, jetzt will er wieder die Geschichte „Ein Schiffhaus voller Tiere“ aus der Alle-Kinder-Bibel 1 hören. Manchmal zeigt er auch nur auf die rote Schrift, mit der die Reime hervorgehoben sind, so erzählt mir die Freundin. Das rührt mich so sehr. Ein kleiner Pöx, bereits aufmerksam für die Schönheit der Wörter. Radaute ist übrigens kein lautes Gemüse, sondern ein Karimeeverb in der dritten Person Singular Präteritum in dieser Geschichte. Eins der Geräusche, das beim Einzug ins Noahs Arche, Noachs Schiffhaus, zu hören sind. „…es muhte und miaute/ es schuute und radaute/…“
So viel zur Behauptung: Poesie ist nichts für Kinder. Spaß an (verrückter, schöner, seltsamer, klangvoller) Sprache haben fast alle Kinder. Einzig Erwachsene sind es ggf, die nichts damit anfangen können und deshalb Gate-Keeper. Schön ist das nicht, aber es ist die Realität. Zur Funktion und Bedeutung der Poesie für Kinder als mehrdeutigen Raum der Fantasie schrieb ich gerade einen Artikel für das Deutsch-Magazin von Professadokta Michael Ritter aus Halle und das Thema wird meine Poetikdozentur in Schwäbisch Gmünd ausfüllen. Mit Professadokta Nazli Hodaie.
Salam wellkamm Stuttgart. Mal wieder Hotel. Die Mücke mückt gegen das Fenster, prallt am Spiegelbild ab. Der Minztee minzt auf meiner Zunge. Nachhaltig. Ausblick auf Baustelle, Kreissägenorchesterklänge. Aber auch: Gestern hab ich für srilankesische Zungen unscharfes Biryani gegessen, in Gesellschaft von Houssein Kahin und Jessica Lawson. Afroarabischdeutsche Kinderbuchvibes ab Tisch. Die Kellnerin mit russischem Akzent arbeitete geduldigst den üppigen Fragenvorhang ab, den Houssein ausgebreitet hat, aber zwischen ihren Zeilen wie winzige Insekten Blicke, die was anderes erzählten, summten zu Jessica. So schön, dass immer mehr junge Kinderbuchautor*innen of Color die weiße Kinderbucherzählwelt gegen alle Widerstände, die weiße Autor*innen nicht kennen, aufmischen und korrigieren.
Samstag, der 17.5.25
In den Tag/ Trag‘ ich sorglich, schwarzen Sammet drüber,/ Meinen großgeaugten Traum herüber/ aus der Nacht//… schreibt Gertrud Kolmar. So mach ich es, lege Samt auf meinen Traum, der große Augen hat, trage ihn in den Tag. Was hat er gesehen, mein Traum mit großen Augen? Was gespürt? Ich weiß es nicht mehr. Vielleicht war es eine Giraffe mit einem Rucksack, klein wie ein Buch, voller Luft und Licht, vielleicht war es ein Stern, der in der Kaffeetasse unterging? Im Samtkleid jedenfalls fühlt sich der Traum so schick, so nick, so mickermick.
Arche, Schiffhaus von Noach
Es pfiff und flatterte, wieherte und knatterte, muhte und miaute, schuhute und radaute, trompetete und zischte, zwitscherte und wischte, quakte und keckerte, gackerte und meckerte, bellte und ächzte, gellte und krächzte, kreischte und brummte, brüllte und summte, knurrte und fiepte, grunzte und piepte
und mehr viel mehr
über dem Meer
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Heute habe ich einen Post zu den Büchern im Blog
https://maschas-buch.blogspot.com/2025/05/lesereise-ins-morgenland-und-zuruck.html
Guten Morgen :)
Ach sind hier wieder viele anregende Gedanken und Sätze darin! Radaute hatte ich spontan bei orate, laudate etc. eingeordnet...und eigentlich paszt das auch ganz gut in diese Reihe ;)
Mit anderssprachigen Wörtern dichten, warum bin ich da noch nie darauf gekommen?! Ich ertappe mich so oft im Alltag, wie ich Worte und Sätze in einer Sprache denke, die schöner klingt als Deutsch - ich lasse das nur niemand merken. Warum eigentlich nicht?
"Buchstabenspatzen" werd ich mir sicher noch besorgen, ich lese gerade "Tee mit Onkel Mustafa". Drauszen im Garten, mit Katze auf dem Schosz...
Hätte auch Lust, mal solche Tages-Essenzen zu bloggen, will es dann "Tagessätze. Zehr-Rationen" nennen, in Anlehnung an den Geldbetrag, den Unbehauste beim Sozialamt…