

Andrea Karimé
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buchstabenrascheln
andrea karimé, kinderbuchautorin
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Aktualisiert: vor 45 Minuten
(Minigeschichten und Notate vom Tag, von einer die für Kinder schreibt, geschrieben in Zeiteinheiten, in denen sie nicht für Kinder schreibt. Ein- oder zweiwöchentlich als Blogartikel namens #tagebuchstaben. Mit #kidsbookswritersmoments und einem Montagsgedicht.)
Diesmal mit Advent und Zwischenzeit, den russischen sprechenden Fischen von Dimitrij Kapitelman, Tschai-Stempelwörtern, geliehenen Kinderohren, Messi-Wohnung und Flugzimmer und dem Montagsgedicht "ich wünsch mir" tagebuchstaben

Endlich wieder Zuhause-Zeit. Den ersten Advent hab ich komplett verpasst, weder Zeit, noch Raum mich darauf vorzubereiten. Deshalb heute: Wohnung adventsfein machen. Bisschen Advent einkaufen und Hafermilch. Vier Kerzen aufstellen, eine anzünden. Hab ich Urlaub? Nein nein nein. Noch nicht. Muss noch einmal Poetikvorlesung, Buchpremiere, Onlinelesung. Muss noch eine letzte Reise in diesem Jahr machen reisen: Schwäbisch-Gmünd, Essen, Köln.
„Heute war Andrea Karimé zu Gast in der Bib am Luisenbad und hat Kinderherzen verzaubert und Raum geschaffen, in dem Kinder nicht-deutsche Sprachen sprechen und auf ihren im wahrsten Sinne des Wortes „Wortschatz“ in Arabisch, Türkisch, Romanes uvm stolz sein dürfen. So viel Empowerment auf so vielen Seiten ist passiert.“
(Vielen Dank, tanemirt, Bibliothek am Luisenbad Berlin)
Regenrausch im Prospekt, vor Finistra. 1 Kerze. Endlich. Suche sieben Habseligkeiten für die Poesie-Vorlesung nächsten Donnerstag zusammen. Schirmfrauen. Heldinnen der Rede. Sprachkünstlerinnen. Volha Hapeyeva, Rose Ausländer, Yoko Tawada, Upile Chisala, Nasrin Siege, Frieda Paris, Friederike Mayröcker, Chimamanda Ngozi Adichi, Sinthujan Varatarajah, und natürlich Dagmara Kraus. Ja, so viele Frauen gibt’s, die dichten, verwichten und vielschichten. Ja, so viele PoC‘s gibt’s, die das tun. Die mein Flugzimmer und Refugium namens Poesie inspirieren. Weiß und männlich sind die wenigsten. In meinem Refugium und dem Flugzimmer was ich für Kinder bauen möchte. So ist das eben.
Dimitrij Kapitelman schreibt mitunter fantastisch und skurril. „Das kann sein, dass sich Menschen in Zigaretten verwandeln, dass Fische sprechen können. Ich bin mir nicht sicher, warum ich das getan habe. Am ehesten, weil ich nur so an den Irrsinn herankam, der um uns herum geschieht. Und ich manchmal den Eindruck hatte, ich muss erst bizarr werden, um realistisch sein zu können.“ Für dieses Statement allein liebe ich ihn und sein Buch bereits. Aber ich mag es eh skurril. Und die Schrecklichkeiten, die Kapitelman in seinem Buch „Russische Spezialitäten“ auffächert, die Brüchigkeit der Tage und Beziehungen in Zeiten der Kriege werden dadurch nicht schöner, aber als Leserin werde ich hindurchgetragen, ertrage, bang.
Donnerstag, der 11.12.25„Es gibt diese Nachfalter, welche die Tränen der Menschen trinken“, schreibt Friederike Mayröcker und mir fällt ein Reim ein, Alter, Alter, Nachtfalter. Bin wieder in Schwäbisch Gmünd. Im fünften Stock, Schwebe über dem Remspark und bei Café und einem Süßling aus Blätterteig und Apfel schreibe ich diese Zeilen. (Ziese Deilen wollten meine Zimmer zuerst tippen.) Die Vorstellung, dass mein Auge in der Nacht von Falter ausgesaugt wird ist eklig und poetisch. Sind meine Augen deshalb so trocken? Ich retschotschiere: Tatsächlich tun die Falter das, etwa Vogeltränen aufrüsseln. Tatsächlich finde ich immer wieder tote Nachtfalter unter meiner Heizung im Schlafzimmer. Das seltsame Leben mit Literatur. Next Stopp Essen.
Endspurt 2025. Ich schleppe mich und meinen Koffer von der POLIS-Tagung in Essen, bei der Chantal-Fleur Sandjon und ich critical friends sind und unserer Bücher auf die Eignung für Literaturunterricht geprüft werden, mit der Deutschen Bahn im Baustellenschneckentempo zur Lesung in die Friedenskirche. Erstaunlich: In der Kirche wache ich wieder auf, vergesse Knie und Rückenschmerzen, und packe Koffer aus. Zwei ehrenamtliche von Lesewelten stehen bereits zu Diensten, um eine Tombola durchzuführen, eine Freundin bereitet einen Friedensautomat vor, aus dem man Wörter in vielen Sprachen (aus dem Buch) ziehen kann, Fabian von der Friedenskirche bereitet die Bühne und Sofia von Knirps und Riese macht einen kleinen, wirklich feinen Buchtisch auf einem Stehtisch. Langsam füllt sich der Laden mit Freund*innen, Bekannten und Unbekannten und natürlich einigen Kindern. Ich finde ein Kind, dass den Anfang mit mir macht. Kigonki-Töne und die Geschichte mit den vielen Wörtern die Kinder hinterher mitnehmen können schweben durch den Raum. Eine Sechsjährige kriegt raus, was das Wort bedeutet und löst Y an der Kigonki ab und schon geht’s zur Friedensmaschini. Ich lese mit vielen Stimmen und Orten und performe den lyrischen Text fast in einem durch, sehe in gespannte Kinderaugen, höre Kichern und wie lustige Wörter wie „summsisumm“ begeistert wiederholt werden und schließe die Lesung mit Musik aus Schnipsen, Flöte, Pfeifen und Kigonki. Es gibt Blumen und Geschenke und emsiges Kaufen der Bücher, signieren und Los- und Wörterziehen, Tschai-Stempelei schließen sich an. Ein Treiben, das auch noch zur Lesung, zum Buch gehört. Und ich erfahre, wie sehr der Feder-Bär und Öykü beeindruckt haben. Wie gut man also Lyrik für kleinere Kinder lesen kann. „Wirst du meine Freundin, wenn ich groß bin?“, lässt mir ein Mädchen im Nachgang ausrichten. Großer Dank an alle die da waren, an alle Kinder, die mir Ohren geliehen haben, (hab sie natürlich alle zurückgegeben), an Fabian Hartmann für die Vorbereitung, an Sofia und Knirps und Riese für den Buchtisch, an Lesewelten und an die treuen Fans, die immer zu allen Lesungen in Köln kommen.

















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