

Andrea Karimé
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buchstabenrascheln
andrea karimé, kinderbuchautorin
(Tägliche Notate veröffentliche ich hier ein- oder zweiwöchentlich als Blogartikel namens #tagebuchstaben. Biografisch, unsystematisch und poetisch. Vom Schreiben und Leben. Vom Arbeiten und Leben als Kinderbuchautorin (of Color) und Dichterin. Am Ende jeder Woche findest du ein Montagsgedicht.)
Diese Zweiwoche (Dual) mit Maryam Poppins, "Neinkeine-Sprache" eines 2-jährigen, Bangnissen und Zagungen, einem Lehrauftrag, einer Ferien-Schreibwerkstatt, Poetischem Belehrtwerden von Kids, Telepathie mit der "Biene Berta", einem unerwarteten Zauber-Plätzchen in der großen weißen Kinderbuchkommode, Lebenshilfe und Worte von Etel Adnan und Maya Angelou und natürlich dem Montagsgedicht "Wut kuht".
Ich laufe einkaufen durch das Veedel. Höre ein Kind ein Loblied auf sich selbst singen. „Und dann habe ich keine Angst mehehehr. Und laufe allein bis zum Kiiiiiiiosk an dem Huuuuund vorbei!“ Ich drehe mich um und lächle. Das Kind schiebt ein Fahrrad, unterbricht ihren autobiografischen Bänkelsang, lächelt zurück und singt weiter. Kurze Zeit später, erzählt eine Freundin mir beim Mittagessen von der challenging Trotzsprache „Neinkeine“ ihres zweijährigen Sohns. Auf dem Heimweg fällt mir ein Trotzanfall eines Vierjährigen auf, den seine Mutter so wütend macht, dass sie ihn am Arm reißt. Ich stelle mir vor, ich könnte mich für solche Fälle in Maryam Poppins verwandeln, mit Schirm vor den Füßen der gestressten Familie landen und wortlos aus einer kleinen Handtasche eine Seifenblase holen, die ich vorher hineingepustet habe. "Mache Seifenblasen./ Puste sie in einen Briefumschlag./ Schick sie deinen Verwandten."
Zagungen füllen die Notenlinien am Himmel. Beobachte Apricot und pudelgrau. Höre blöde Töne. Also schreib ich mich weg, an die Uni, da wo ich gleich Life-Script® nach Liane Dirks unterrichten werde. Sehe Bücher, die sich aneinander lehnen. „Erinnern bedeutet Anerkennen“, sagt Fatma Sagir. Ich nehme ein Bad. Ein Straußenei hört draußen Schrei.
Life doesn’t frighten me at all, schreibt Maya Angelou in ihrem gleichnamigen Gedicht und Kinderbuch. Von ihrem Stolz und ihrer Energie lerne ich immer wieder. Hallo, bitte aufrichten, egal was passiert, scheint auch die Taube zu sagen, die mich während des Schreibens vom Nachbarhaus anstarrt. Der Himmel ist kryptisch beschryftet. Immer muss mich das Leben entziffern. Und umgekehrt. Jeden Tag, aber: I can walk the ocean floor/ And never have to breathe. Und ich denke an Ocean, und dass ich ihn erst in einem Jahr wieder sehe. Was für eine Bangnis sich ausbreiten will. Maya Angelous Zeilen singen einen kraftvollen Song in mein Ohr und lässt Bangnis sich auflösen.
Wieder Zagungen. Auf Notenlinien am Himmel. Beobachte Apricot und pudelgrau. Höre blöde Töne. Also schreib ich mich weg, an die Uni, da wo ich gleich Life-Script unterrichten muss. Sehe Bücher, die sich aneinanderlehnen. „Erinnern bedeutet Anerkennen“, sagt Fatma Sagir. Ich nehme ein Bad. Ein Straußenei hört draußen Schrei. Später zeigt mir Irem Kurt ihr Story-Board für unser Buch. Zweiwochenheighlight 1.
Wie ein Brotlaib aus Licht sieht der Horizont heute aus. Das kann ich nur schreiben, weil ich mit dem typischen Graubrotlaib in Deutschland aufgewachsen bin und mich gewundert habe, dass er wie Mai mit ai geschrieben wird. Warum eigentlich? Aber in meiner Familie war das Wort Etymologie oder Ähnliches nicht zugegen. „Du stellst Fragen“, hieß es kopfschüttelnd, und nach und nach und nach: Ich ließ es. Das Fragen stellen. Aber so Fragen verschwinden nicht einfach. Sie sammeln sich in einem Kopfzimmer. Und drängen sich dort wie Kinder in einem Fahrstuhl. Die Frage vergisst Frage zu sein und wird zur Sardine. Bis die Tür aufgeht. Des Zimmers. Und alle Fragen in Anzug wieder rauskommen. Übrigens im Duden steht: „ai-Schreibung seit dem 17. Jahrhundert zur orthografischen Unterscheidung von Leib.“ (Leib mit ei kommt übrigens von Leben. Leben wollen auch die Menschen in Gaza, die vor den Fernseh-, Smartphone-, Videoaugen der Welt ausgehungert werden. Wenn ich das mit Deutsch-Deutschen (Christen) anspreche, heißt es (Nicht immer nein, nein, aber oft!): „Ach, das ist so schrecklich, ich guck’ keine Nachrichten mehr.“ (Weggucken? Du weißt doch, wohin das führt!) Oder: „Ach, das ist zu komplex.“ (Nein, Hilfslieferungen hineinlassen ist nicht kompliziert!) (Montagsklammerklammer zu.))
Eigentlich passen meine Kinderbücher nicht in die große, weiße Kinderbuch-Kommode. Weil meine Kinderbücher einfach in kein Fach wollen. Da musst du dich nämlich zuschneidern lassen. Unter Gesetzen: einfach solls sein, nicht zu viele Themen, am besten ein klar vermarktbares Thema, am besten keine Poesie usw. aber wir wollen mal sehen, was heute beim Gespräch mit dem Riesenverlag, dessen Name ich erst im Falle eines Vertrags droppe. Vielleicht ist der Verlag ja im Süßigkeitenland und ich flieg auf einem Diamanten dorthin? So nämlich behaupten es N., 12 und L., 8 in meiner aktuellen Ferienschreibwerkstatt. Oder nehme ich lieber den
Schoko-Lamborghini? Ich hätte auch Lust, auf dem Mars nachzuschauen. Und Mars zu essen. Nun ja.
Ich schreibe ohne Alphabet, was nicht geht. Bei Etel Adnan schon. In ihren Notizen ist alles möglich. Wozu wären Serifen sonst da, als zum Fliegen. Schriftpropeller. Im Herzen des Herzens eines anderen Lands, heißt das Buch mit den Notizräumen, das mir zur Schreibwerkstatt mit Kindern gerade recht kommt. Denn 5 Jungen und 5 Mädchen können mit diesem Claim total was anfangen. Crazy, claimt N.,12 und beginnt das „Nichtalphabet“ zu zeichnen, was so natürlich zum neuen Alphabet wird, etwa zu einem Alpha-Beet. Und die Schriftpropeller kommen direkt ans „Fliegende – ungekaute – Kaugummi“ von P., 10, die die ganze Woche aus Schrift Welträume kreiert. Und ich hocke auf einer Linie, eine Woche lang, wie Spatz auf Mast und telepathiere mit Biene Berta, dem Gemeinschaftsprojekt der Kinder, was ihnen vor allem deshalb wichtig ist: "Weil es so total crazy und unlogische ist!"
wut
kuht
gut
(Ist das 1
Gedicht? weiß
nicht!)
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