Hafermilchgraue tagebuchstaben
sind diese Woche die Notate, mit Wortschöpfungen, und Erschöpfung, Miesmuscheln, Augenregen, einer Reise, glücklichen Treffen zwischen zwei Zügen, Poetry Talks mit Chantal-Fleur Sandjon. Tagebuchstaben durchflüstert von Toni Morrison und Mirjam Pressler.
Dienstag, der 12.11.24 (böse)
„Tut uns leid, aber wir veröffentlichen nur weiße Diversity.“ „Unser Verlag hat schon eine Migrationsautorin.“ „Danke, aber wir bleiben lieber unter uns!“ So wohnt's in meinem Kopf, wenn ich auf Insta erfahre, dass eine Anthologie mit Kindergedichten erscheint, zu der dich sogar der Meister der Kinderlyrik oder in einem anderen Fall eine sehr beliebte Illustratorin empfohlen haben, du aber in beiden Fällen nicht einmal eine Absage erhältst. Dann schau ich mir das line-up an und die Vorschauen 25 und dann kommen mir solche Ideen. Böse dunkle Kinderbuchautorin.
(Weil heut der 12.11. ist erfahrt ihr hier aber auch, warum ich trotzdem einen fantastischen Tag als Kinderbuchautorin hatte.
Mittwoch, der 13.11.24 (Augenregen)
Grau, grauer, am grauesten. Milchgrau ist der Himmel heute. Aber ist Milch nicht weiß? Am Himmel nie, finde ich. Sowieso befindet sich Milch nie am Himmel. Gefällt dir hafermilchgrau deshalb besser? Suchs dir aus. Nicht der graue, sondern der grüne Vogel erfordert es, dass ich heute mein zweites Auge lasern lasse. Ich sehe seltsame Monde und rotes Gestirn während der Behandlung. Danach sehe ich ein paar Stunden Hafermilchwassergemisch und ich darf nicht zum Sport. stündlich lasse ich einen Tropfen antibakterielle Flüssigkeit ins Auge regnen. Augenregen.
Donnerstag, der 14.11.24 (Mischmuschel)
Schwindel usw. Die Taube auf dem Dach drüben falkenfarben. Deshalb Irritation. Heute muss ich wieder packen. Es geht nach Schwäbisch Gmünd, Stuttgart, Frankfurt und Graz. Die letzten intensiven Lesewochen in diesem Jahr. Ich nehm ein Wort mit, das in der Schreibwerkstatt gefallen ist: Mischmuschel. Vielleicht findet es in meinen Vortrag, den ich morgen halten muss, und der inzwischen Fantasiehaus, Gedankendach. Kinderliteratur in Zeiten zunehmender Verunsicherung heißt.
misch muschel mit/ lakritz sag no/ problem
(mischmuschkilla = kein problem (arabisch)
Freitag, der 15.11.24 (Bettdecken)
Sonnenaufgang in den Bettdecken. Licht, überall Licht. Das erste Mal schaffe ich mein Tagebuchstabenpensum nicht. Die Arbeitsfrequenz steigt auf den letzten Metern zur Weihnachtspause noch mal hektisch an. Muss für Montag noch einen Vortrag vorbereiten. Das werde ich wohl heute und morgen Abend im Hotel machen müssen. Mit Café und Chantal-Fleur Sandjon den Tag beginnen, Poesie-Praktiken austauschen. Ihren wunderbaren Vortrag hören, in dem sie wie immer ganz achtsam-klug im Zentrum ihrer Worte. Ich folge ihr zu Toni Morrison. "Ich stand an der Grenze. Ich stand am Rande und ernannte ihn zum Mittelpunkt. Ich ernannte ihn zum Zentrum und ließ den Rest der Welt dorthin kommen, wo ich war."
Samstag, der 16.11.24 (Selfie)
Nach der Tagung mit Jessica Lawson und Xiaoyu Feng in Stuttgart. Wir machen ein Selfie zwischen zwei Zügen in Bahnhofsnähe, ich erfahre, dass es nur noch 4 Dezemberkalender gibt und wir überlegen bei Kola, Käsekuchen und zwischen Reisenden ob wir nachdrucken lassen sollen. Und planen ein Insta-Live. Dann fahr ich weiter, über Frankfurt nach Graz.
Montag, der 18.11.24
Koch mir heute Blödelknödel
Ball aus Glück und Quatsch
kuck ihn nuck ihn schluck ihn und im Bauch muckt Matsch
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