Zuerst
Ich lernte Chantal-Fleur Sandjon 2021 kennen, als sie mich für ihren Artikel: Schwarze Kinder, weiße Perspektiven interviewte.
Schnell waren viele Gemeinsamkeiten da, vor allem zwei: Poesie und intersektionale Narrative in der Kinder- und Jugendliteratur. Und seitdem laufen wir uns immer wieder über den Weg, arbeiten in manchen Projekten zusammen und bestärken uns gegenseitig im poetischen Schreiben. Inzwischen ist sie u.a. Trägerin des Deutschen Jugendliteraturpreis 2023 für ihren queerfeministischen Jugendroman "Die Sonne so strahlend und Schwarz" und hat gerade ihren zweiten fulminanten Jugendroman "City of trees" herausgebracht. Wer sie nicht kennt, muss sie jetzt sofort lesen. In diesem Artikel schreibe ich über ihr neues Buch und stelle ihr 3 Fragen.
Meine Empfehlung: City of trees
Lindiwes Schwester Khanyi ist vor zwei Jahren verschwunden
In einem Wald am Stadtrand Berlins wurde sie das letzte Mal gesehen. Und es ist dieser Wald, der Lindiwe immer mehr beschäftigt, und sie spürt, dass er etwas mit dem Verschwinden zu tun hat. Auch passieren immer geheimnisvollere Dinge, etwa dass die Stimme ihrer Schwester hört und Moos auf ihrer Wange wächst. Doch dann trifft sie Unathi, Lins Cousine, der sie sehr nah kommt. Auch sie bemerkt an sich ähnliche Veränderungen. Gemeinsam kommen sie dem Schicksal der Schwester und dem Geheimnis des Waldes immer näher.
Der spannende sprachschöne Roman ist zum Teil in dichter Prosa, teils in Versen geschrieben, und allein das nimmt mich sofort für ihn ein.
Voran gestellt und immer wieder eingeschrieben sind Zitate von Octavia Butler, eine großartige afrofuturistische Einbettung und Begleitung des Texts. Handlung und Sprache fesselten mich an das Buch, und auch Mehrsprachigkeit leuchtet wundervoll auf: IsiZulu klingt an vielen Stellen und erweitern die Poesie des Texts.
3 Fragen an Chantal-Fleur Sandjon
1. Wie hast du (und warum) IsiZulu gelernt?
Ich bin 2007 für ein Auslandssemester nach Johannesburg gegangen - und daraus sind einige Jahre dort geworden sowie ein Verwurzeln an diesem Ort und mit vielen Menschen dort. An der Uni habe ich damals auch einen IsiZulu-Sprachkurs belegt, aber vieles habe ich einfach auch im Leben mit anderen aufgegriffen. Bei der Fertigstellung des Buchs musste ich aber trotzdem nochmal ganz viel auf Unterstützung von anderen setzen, weil meine Kenntnisse dann doch meist eher auf der Oberfläche bleiben und es mir da an Tiefe fehlt.
2. Deine Lieblingssongs im Schreibzeitraum?
Falls vorhanden. Ich habe viel elektronische Musik aus Südafrika gehört, aber auch sehr spirituelle Musik wie die von Zoë Modiga und Msaki.
3. Wie kam es zu dem Wechsel der Erzählformen: Verse / Prosa?
Den ersten Entwurf habe ich komplett in Vers geschrieben, aber dann in der Auseinandersetzung mit ihm gemerkt, dass die Form nicht immer zum Inhalt passt. Als ich dann begonnen habe, neue Verbindungen zwischen Form und Inhalt zu erkunden, hat alles in der Geschichte allmählich seinen Platz gefunden. Poesie passt für mich als Sprache der Bäume - und allem, das ihnen nahesteht oder näher und näher kommt.
Yorumlar