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"das wort ist ein geschichtenbüro" erik, 4

  • AutorenbildAndrea Karimé

Was läuft eigentlich bei Ihren Lesungen für Kinder so ab, Frau Karimé?

Aktualisiert: 14. Feb. 2022







Oft werde ich von Veranstalter*innen gefragt, wie so eine Lesung mit mir abläuft. Ich antworte dann, niemals ist eine wie die andere. Ich habe nämlich kein festes Programm, kein fixes Konzept, weil ich früher mal Grundschullehrerin war und da gelernt habe, dass die festgelegten Programme oft nicht genug Raum für Kinderwissen und Kinderinteressen lassen. In der Schule hatte ich oft keine Wahl, einer der Gründe, warum ich keine Lehrerin mehr sein wollte. Aber während einer Lesung kann ich von allem immer zu Gunsten der Kinder abweichen. Das gute Gespür für die Dynamik und die Bedürfnisse einer Kindergruppe, welches ich in 12 Jahren Grundschullehramt entwickelt habe, ein paar methodische und inhaltliche „Bausteine“ sowie 15 Jahre Praxiserfahrungen in mindestens 2000 Lesungen ermöglichen mir die größtmögliche Freiheit; ich kann mich optimal auf die Kinder einstellen und in meiner eigenen Lesung nach Belieben bewegen.  (Mehr zu meiner Biografie und Schule findet ihr https://andreakarime.de/124-Ueber_mich 


Im Folgenden stelle ich Euch aber 5 Besonderheiten/Bausteine, die meine Lesungen für KInder ausmachen.


Hier BUCHEN: https://andreakarime.de/kontaktPlus.php? 

1. Interaktiv – Ich binde Kinder ein und webe Zwischenrufe in meine Geschichten.


Die Beiträge der Kinder sind ein Leitfaden für meine Lesung. Fragen dürfen deshalb immer gestellt werden, auch Unterbrechungen schätze ich sehr als ein Zeichen von Engagement und Beteiligung. Wenn also ein Kind während einer Lesung mit „Nuri und der Geschichtenteppich“ mittendrin die Frage stellt: Warum holt Nuri keine Hilfe? Wird die Lesung unterbrochen und dies besprochen. Dann kann es sein, dass ich an anderer, dazu passender Stelle lese und von meinem „Fahrplan“ den ich ja sowieso nicht habe abweiche.

2.Storytelling – Arabische Erzählkunst als Bestandteil meiner Lesungen



"Als Meisterin der hohen Kunst des Erzählens beteiligte Andrea Karimé ihr junges Publikum aktiv am Erzählvorgang, in dem sie immer wieder die Phantasie der Kinder heraus forderte und deren Lösungsvorschläge mit in den Geschichtenfluss einbezog. Authentische Körpersprache, sparsam eingesetzte Flötentöne, variationsreiche Mimik und überzeugende Gestik bereiteten dem Auditorium so viel Vergnügen, dass nach eine guten halben Stunde lautstark Verlängerung gefordert wurde." http://www.rheinische-anzeigenblaetter.de 

Ich bin ausgebildete Geschichtenerzählerin und baue immer Erzähltheater-Passagen in meine Lesungen ein. In Tee mit Onkel Mustafa erzähl ich beispielsweise mit ausdrucksstarken Gesten, Mimik und professionellem Stimmeinsatz die „Geschichte in der Geschichte“ von der Rettung des Mondes ganz frei. Was sehr viel Spaß macht, die Kinder sind voll dabei und ich noch direkter in Kontakt mit ihnen. Auch erzähle ich ggf überleitende Passagen frei und spannend, ganz in der Tradition der arabischen Erzählkunst. Dabei ist die Stimmmodulation von großer Bedeutung. Von Flüstern bis Rufen ist alles möglich und mit der Magie der Stimme kann flüchtige Konzentration der Kinder immer wieder eingefangen werden.

"... mit Requisiten, Flötenmelodien und interaktiven Elementen gelang es ihr ohne Mühe, die Mädchen und Jungen in ihren Bann zu ziehen. Dabei setzte sie ihre Mehrsprachigkeit und ihr schauspielerisches Talent ein." (Rheinische Post)




3. Meine Kinderbücher - Geschichten zwischen Wunder und Wirklichkeit


"Ob das nun die Geschichte vom Schafe hütenden Onkel Mustafa ist, den Mina im Libanon besucht, oder die von Mu, der viel lieber in den Himmel schaut, anstatt seinen Brüdern bei der Arbeit zu helfen, oder jene vom grauen Jungen, der endlich Glück hat, weil er Huma, die Neue in der Klasse, als Freundin gewinnt, die Autorin erreicht das Herz und die Phantasie aller Kinder", meint Peter Fuschelberger vom 
Junges Literaturhaus Salzburg  https://andreakarime.de/190-Referenzen


s.a.https://andreakarime.de/126-Kinderbuecher

Es sind natürlich auch die Geschichten, die die Kinder fesseln. Oft beschreibe ich in leichter lustiger Sprache eine nicht so ganz einfache Kindheit, aber aus der Perspektive einer starken Held*in. Das lässt die Kinder mitfiebern, ohne dass sie jemanden bemitleiden müssen. Die Mischung aus Spaß und Ernst reißt die Kinder mit, beschäftigt sie nachhaltig. Wie zum Beispiel bei „Tee mit Onkel Mustafa“. Im Libanon trifft Mina ihre lustigen Onke, der Kinder Tiere und Weisheit liebt und die allerlustigsten Geschichten erzählt. Dann bricht Krieg aus. Mina, die für die Sommerferien dort ist, wird mit der krassen Realität des Nahen Ostens konfrontiert. Auch der geflüchtete Junge in "King kommt noch", der auf seinen Hund wartet beschäftigt Kinder sehr lang. Als ich ein Jahr später ein zweites Mal in der betreffenden Schule gelesen habe, begrüßten mich die Kinder mit der Frage: "Kommt der Hund denn wirklich noch?"




4. Geschichtenteppich, Wunderlampe und Kigonki – Ich lese mit Klang und Requisiten


Bei King kommt noch etwa passiert ein Wunder, der junge findet ein blaues Licht, was ich natürlich als Requisit dabei habe, und er hält es auf das Buch. Dann passiert das Wunder. In der Regel machen Kinder dann unaufgefordert Vorschläge was dieses Wunder sein könnte. Und jeder Vorschlag wird mit Kigonkiklängen – Wunderklängen unterstrichen und es entsteht eine ganz wunderklare konzentrierte Atmosphäre.

Das ist nur ein Beispiel dafür, wie die Arbeit mit Requisiten aussehen kann. Zu jedem Buch gibt’s Gegenstände, die ich in den Lesevortrag einbaue. Das wichtigste Requisit ist der Geschichtenteppich. Um ihn ranken sich viele Geschichten und er regt auch die Kinder zum Erzählen an.




5. Meine Dilltasche - Ich sammle die von Kindern mitgebrachten Sprachen auf und rege zum Dichten an Dil ist türkisch und heißt Sprache. klingt wie Dill und das ist ein Kraut. Alle drei Wörter sind Grundlage für eines meiner Kinderbücher gewesen „Der Wörterhimmel des Fräulein Dill“. Und wie das Fräulein des Buchs sammle ich Wörter aus alles Sprache in einer Handtasche.


Bei den Lesungen frage ich die Kinder in der Regel, welche Sprachen sie (von zuhause) mitbringen und ob sie mir ein Wort schenken können. Eine Begrüßungsformel kann ich auch aus den meisten Sprachen und wenn nicht, lerne ich sie neu. Das geschenkte Wort schreibe ich mir auf ein Kärtchen und verstaue ich in der Tasche. Auch gibt es kleine Unterhaltungen über das Wort, die Beziehungen zu anderen Sprachen und so erfuhr ich eines Tages, dass dil auf Hindi herz heißt. Was sie Sprachtasche nun wundersamerweise in eine Herztasche verwandelt hat.

Warum ich das mache? Ich will unter allen Umständen Mehrsprachigkeit als einen Schatz präsentieren, auch insbesondere mit den Sprachen, die gesellschaftlich nicht so viel Prestige haben wie Englisch etwa und stelle damit einen Bezug zu meinen Buchheldinnen her, die auch in der Regel mehrsprachig sind. Mehrsprachigkeit ist ein Charakteristikum von etwa 40 Prozent der Kinder in Deutschland und ein (poetisches) Potenzial. (Siehe auch #kindergedichteausderdilltasche auf Instagram)

Das Interesse daran hat natürlich viel mit mir selbst zu tun, mit meiner libanesisch-deutschen Kindheit und mit meiner schon damals entwickelten Liebe zu Sprachen und Wörtern. In meiner Poetikvorlesung "Wörter Wörter Himmelörter" schreibe ich mehr darüber: https://www.ph-karlsruhe.de/projekte/poetik-dozentur


Aber auch verrückte neu erfundene Wörter frisst meine Dilltasche. Und deshalb ist sie auch für nicht mehrsprachige Kindern ein Vergnügen:

"Und schon hat Andrea Karimé die vielen Kinder im Publikum– die als Ehrengäste in den ersten Reihen sitzen dürfen – gefesselt. Eifrig schreiben sie auf zuvor ausgeteilten Zetteln ihre Worterfindungen auf, die Andrea Karimé in Fräulein Dills Handtasche einsammelt. Was für ein herrlicher Wörterhimmel, aus dem Julian und Ylvie dem Publikum nun vorlesen dürfen. ....Am Ende gab es nur Gewinner:Die Kinder durften als Wörtererfinder Autogrammkarten mit heimnehmen, und wenn die Eltern und Großelterngenauso begeistert waren wie sie, auch das eine oderandere signierte Buch. Andrea Karimé reist mit ihrer Dil-Handtasche voller neuer Wörter wieder nach Köln zurück."   
Hausacher Leselenz/Offenburger Tageblatt Link zum Artikel




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POSTSKRIPTUM:

Und last but not least bin ich, wie alle anderen Kinderbuchautor*innen of Colour für Kids of Colour ein besonderes Vorbild. Eine Kinderbuchautorin, die einen nicht deutschen Namen hat und so aussieht, wie sie verlinkt sie mit dem Lesen, dem Schreiben und neuen zukünftigen Möglichkeiten. Hier schreibe ich darüber:

https://schulpaed.philfak3.uni-halle.de/grundschule_bereiche_mitarbeiter/deutsch/poesie_poetik/poesie_poetik_archiv/2020_karime__krejtschi__bachman/


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