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"das wort ist ein geschichtenbüro" erik, 4

„Aus den Dingen schwindet die Wärme“ Tagebuchstaben 71

  • Autorenbild: Andrea Karimé
    Andrea Karimé
  • vor 21 Stunden
  • 4 Min. Lesezeit

„Aus den Dingen schwindet die Wärme“ Tagebuchstaben 71


Andrea Karimé hält lächelnd die Alle-Kinder-Bibel 2 in der Hand.
Aus den Dingen schwindet zwar die Wärme, niemals aber in Lesungen. Besonders schön wars in Dortmund-Nord am Donnerstag.

(Hier schreibe ich nahezu täglich ein Notat und veröffentliche mehrere wöchentlich als Blogartikel namens #tagebuchstaben. Biografisch, unsystematisch und poetisch. Vom Schreiben und Leben. Vom Arbeiten als Kinderbuchautorin (of Color) und Dichterin. Am Ende jeder Woche findest du ein Montagsgedicht.)

Diese Woche mit dem magischen Geschichtentopf, der leuchtenden Freude marginalisierter Kids in Dortmund-Nord, mit Burung, dem indonesischen Vogel aus der Alle-Kinder-Bibel 1 (der arabischen Bulgur mag), mit glasklaren klugen tragenden Wörtern von Walter Benjamin, mit einer Dichterin, die aus ungefähr einem Dutzend Koffern lebte, und natürlich mit dem Montagsgedicht.

Andrea Karimé und Susann Bee lächeln in die Kamera
Kidsbookswriterslife. Dienstag Treffen, essen, quatschen, austauschen, Projekt aushecken mit meiner Düsseldorfer Kollegin und Freundin Susann Bee.

Dienstag, der 21.5.25 (Bülbül)

Ich schenk Euch ein Wort und das heißt Bülbül.  Das ist Türkisch und bedeutet Nachtigall. Klingt wie Bibel. Bübül, Bülbül. Darüber spreche ich morgen mit Kindern in Dortmund. Das Erzbistum Paderborn hat 4 Veranstaltungen organisiert. Zwei für Schul- und Kitakinder, eine für Familien und eine für Multiplikator*innen. Vielleicht hat eine Nachtigall Geschichten erzählt? Vielleicht ist in der Bibel neben schrecklichen Geschichten immer wieder auch Bülbül zu hören? Die Nachtigall muss einfach gehört, wenigstens imaginiert werden, wenn so Benjamin, die Wärme „aus den Dingen“ schwindet und die Gegenstände „sacht, aber beharrlich“ den Menschen von sich abstoßen. (aus: Die Eisenbahnstraße. Büchergilde Gutenberg, 2020) (Später schreibt mir eine Kollegin das Bulbul auf Hebräisch auch ein „umgangsprachliches Kinderwort für Penis“ ist. Diese verrückten lustigen Wörter.)


Kinder of Color lauchen auf dem Boden sitzend einer Geschichte, die Andrea Karimé, im Hintergrund mit Mikrofon erzählt.
Kita-Kids of Color, die Alle-Kinder-Bibel und ich in der BVB-Gründerkirche Dortmund-Nord. Foto-Dank an Sarah Münsterteicher.

Donnerstag, der 23.5.24 (Burung)

Burung heißt Vogel auf Indonesisch, und der zwitschert in der Fußballstadt Dortmund. Im Stadtteil Dortmund_Nord gibt es eine BVB-Gründerkirche. Dort lese ich aus der Alle-Kinder-Bibel vor Kita-Kids of Color. Nach der üblichen Aufregung, die sich bei den Kindern einstellte, nachdem ich sie mit Hosch geldiniz arkadaschlarim, Achlan we sahlan bikum und Rojbasch und mehr begrüßte verschenkte ich ein Wort. „Burung. Was könnte das heißen?“ Kinder so: „Eichhörnchen“, „Bulgur“, „Vogel“. Vogel stimmt, alles andere auch, denn ich erfinde eine Geschichte mit dem Bulgur liebenden Vogel, der mit einem Eichhörnchen befreundet ist.  Und schon landen wir in der Schöpfungsgeschichte „Wie die Welt auf die Welt kam“. Und weil an Tag 4 die Pflanzen auf die Welt kamen, flüstern wir das Wort Orange in allen Sprachen, die den Kindern einfallen. Da schenkt uns das ein Mädchen „Lien“, Orange auf Somali. Später, bei der Kindersegnungsgeschichte, springt ein dark-skinned Junge auf: „Da ist ein Schwarzes Baby“. Er lief nach vorn und zeigte es allen stolz. In der anschließenden Fortbildung teilen auch Erwachsene Sprachgeschichten mit Farsi, Russisch und Kroatisch mit mir. Es ist dieselbe Freude in den Gesichtern zu sehen, wie bei den Kindern. Ich nehme Sterne mit, denn es war zauberhaft in Dortmund-Nord.


Toller Arbeitstag, lustig begleSarah Münsterteicher vom Erzbistum Paderborn und Justin Sathiskumar vom fabelhaften Studio 41
Toller Arbeitstag, lustig begleitet und super betreut von Sarah Münsterteicher vom Erzbistum Paderborn und Justin Sathiskumar vom fabelhaften Studio 41,

Freitag, der 24.5.25 (Koffer)

Koffer auspacken. Einen Support entdecken. Eine Entdeckung sein. So ist es also auch, wie Simone Scharbert immer so schon sagt. Nämlich auf Maschas Buchblog. Sie schreibt: Noch nie sah ich irgendwo Werbung, nie wurden mir ihre Bücher bisher angezeigt auf Plattformen wie Ama*on, Re*uy oder sonstwo. Entdeckt habe ich ihren Blog über die monatliche 12von12 Bloggeraktion. Und dieser Blog machte mir ganz viel Lust auf Mehr-Lesen.

Natürlich seh ich manches im Artikel anders, (das ist immer so!!!) zB ist die Morgenlandmetapher für mich schwierig, weil er ein Klischee erzählt, und zum Beispiel schreibe ich natürlich für alle Kinder, halte es also für alle Kinder wichtig über Kinder zu lesen, die sich mehreren Kulturen auskennen. Trotzdem finde ich Blog sowie Artikel lesenswert. Vielen Dank!

Screenshot von Maschas Buchblog.
Eine schöne Freude ist dieser Buchblog. Und natürlich noch mehr, weil er meine Bücher umfassend kennenlernen wollte. Mehr lesen und entdecken auf Maschas Buch.

Samstag, der 25.5.25 (Koffer)

Koffer wieder einpacken. Rose Ausländer hatte einen Kofferträger/Gepäckträger für ihre ungefähr ein Dutzend Koffer, von denen sie viele die sie immer bei sich hatte, wenn sie gereist ist. Eine feste Wohnung hatte sie zu dieser Zeit nicht. Das weiß ich alles von der ukrainischen Forscherin Oxana Matiychuk, die auch ein zauberhaftes Buch für Kinder rausgebracht hat: „Rose Ausländers Leben im Wort“.  Sie schrieb mir „Die Frage mit den Koffern lässt sich einfach erklären: Früher gab es noch den Beruf der Gepäckträger! Menschen reisten grundsätzlich mit viel mehr Gepäck, vor allem vermögende Reisende hatten nicht selten Dutzende Gepäckstücke, wenn sie z.B. als Familie reisten.  Es gibt auf der Webseite "Berufe dieser Welt" beispielsweise auch einen Beitrag zu diesem inzwischen "ausgestorbenen" Beruf. Rose Ausländer konnte sich - ob in Pensionen, wo sie übernachtete, oder auf Bahnhöfen - Gepäckträger leisten, sie war eine Frau, die ihr Geld sehr gut kalkulieren und teilweise anlegen konnte, ob in den USA oder in Liechtenstein ))“

Aufzugsselfie mit Andrea Karimé im Hindergrund Blick aufs Bild im Handy.
Meine Woche könnte auch Koffer oder Fahrstuhl heißen.

Montagsgedicht


Geschichtentopf

nun wohnt der geschichtentopf im schönsten zimmer in meinem Kopf für die giraffe und ihre nichten koche ich heute wilde geschichten

und eine aus blaukraut und drei elefanten die ist für mutter und vater und tanten eine aus rätsel und blauen atlanten die ist überhaupt für alle verwandten

eine aus spielzeugkasten, zauber und zeit

die ist für jeden und jede und für mich doch diese die letzte und obergeheime die ist aus erdbär und unfug

und nur für dich   

 

(aus: Das schönste Zimmer in meinem Kopf. Elif Verlag 2021)




 

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2 Comments


Mascha K.
Mascha K.
vor 19 Stunden

Guten Morgen :)

Bül Bül - das sage bzw. denke ich auch sehr oft. Schrieb am Freitag voriger Woche vom Bül Bül in meinem Garten - das hab ich gestern in meinem Tagessätze-Experiment veröffentlicht. Weisz aber noch nicht, ob ich diese Rubrik wirklich weiter führe und den Blog überhaupt(?)

Ich mochte früher den azerbaidshanischen Komponisten und Sänger Polad Bül Bül ogly und hatte gerade ein Lied mit ihm für mein "Mittwochslied" herausgesucht.. Nur die Übersetzung noch nicht geschrieben, sonst wäre es diese Woche schon erschienen. https://en.wikipedia.org/wiki/Polad_B%C3%BClb%C3%BClo%C4%9Flu


Danke für die Erwähnung meines Blogs. Ich bin nun mal eine "Weisze", das ist einfach Gegebenheit - und nicht Wertung. Morgenland mag ein Klischeebegriff sein, ich kannte ihn damals nicht anders und er ist…


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Andrea Karimé
Andrea Karimé
vor 19 Stunden
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Oh das klingt sehr spannend liebe Mascha!!!!

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