WARUM UND WIE (interkulturelle mehrsprachige) SCHREIB- UND GESCHICHTENFREIRÄUME DAS LESEINTERESSE RETTEN ODER ERHALTEN KÖNNTE. 5 TIPPS FÜR SCHULE UND AUßERSCHULISCHE (INTERKULTURELLE MEHRSPRACHIGE) LESEFÖRDERUNG
ICH KANN NICHT (MEHR) SCHREIBEN! – EINE GESCHICHTE AUS MEINER ZEIT ALS GRUNDSCHULLHERERIN. (ODER: WARUM GESCHICHTENFREIRÄUME?) Ich bin seit 15 Jahren Kinderbuchautorin mit einem Faible für die Vermittlung. Vorher war ich 12 Jahre lang Grundschullehrerin. Ich begann 1995 in Leverkusen den Erstleseunterricht mit der Fibel, ließ die Kids aber trotzdem relativ schnell frei schreiben. Heraus kamen oft kleine (zerkrumpelte) poetische Texte bestehend aus einem Satz, aber auch lustige Geschichten.
Eins meiner Projekte war im zweiten Schulljahr der Literaturkalender, in dem zu jedem Monat ein kleiner freier Text verfasst wurde, zu Weihnachten für die Eltern.
Die Kinder hatten viel Freunde daran, aber dann, Ende des 2. Schuljahrs, begann die Aufsatzerziehung, die es zugegeben so eigentlich heute nicht mehr gibt. Wir behandelten die Satzanfänge. Ein Schüler begann zu weinen, der immer viel Spaß am Schreiben hatte, und ich fragte ihn nach dem Grund. „Ich kann nicht mehr schreiben!“, sagte er.
Von da an begann ich die Schreibprozesse bei den Kindern zu beobachten. Es stellte sich heraus, dass die meisten Kinder belastete, dass sie nicht genug Zeit haben und dass sie auf Regeln und normiertes Schreiben achten sollten. Schreiben nach Zahlen macht keinem Spaß. Wen wunderts: Ich hab da auch keinen Spaß dran. Das Schreiben wird mir vermiest, wenn ich beim Schreiben zu viel beachten soll.
Es wird zu einer sinnlosen Übung degradiert.
Wenn es mit dem Schreiben nur so weitergegangen wäre, hätte das Kind bald Stift und Buch gemieden. Und heute gibt’s ja die Medien als Ersatz!
WENN WIR ABER DAUERHAFT WIEDER LESE- UND SCHREIBFREUDE VERMITTELN WOLLEN UND DEN SINN, DER DAHINTERSTEHT, BRAUCHEN WIR SCHREIB- und GESCHICHTENFREIRÄUME, Rituale UND PROJEKTE VON KITA BIS GRUNDSCHULE
DIE SCHREIBNORMEN MÜSSEN AUßERHALB DIESER SCHREIBFREIRÄUME UND PROJEKTE VERMITTELT WERDEN! IM VORDERGRUND SOLLTE DER SPAß STEHEN UND DER SINN; UND DA MÜSSEN WIR ALLE UNSERE FANTASIE UND ENERGIE EINBRINGEN, UM DAS ZU ERREICHEN.
PLANE JETZT EIN KLEINES PROJEKT EIN RITUAL ODER EINE SCHREIBZEIT IN IHREM JAHR EIN.
5 TIPPS FÜR SCHREIB- UND GESCHICHTENFREIRÄUME UND GESCHICHTEN- UND WÖRTERSPAßPROJEKTE
1 ZAUBER DER WÖRTER – WORTSCHATZKISTE – MEHRSPRACHIGKEIT GUT EINBINDBAR
Foto: Simone Scharbert
Sprich lieber Freund/ Ich weiß du kannst zaubern/ mache aus der Welt ein Wort/ dein Wort ist eine Welt/
Dieses wunderbare Gedicht von Rose Ausländer könnte der Einstieg sein, Wörter zu sammeln und in einer Schatzkiste aufzubewahren. Gefundene Wörter, Lieblingswörter, erfundene Wörter, ausgeschnittene, gezeichnete Wörter und vieles mehr. Jedes Wort kommt auf ein Extra-Kärtchen. So wird der Wert angehoben. Man könnte sie auch mit Goldstiften schreiben. In der Schule wird damit das W eingeführt, in der Kita nehme ich Karteikarten A 5 und lasse die Wörter zeichnen und schreibe sie in Schulausgangsschrift und Blockbuchstaben hintendrauf, gern auch in anderen Sprachen sammeln, dann in Lautschrift.
Foto: Simone Scharbert
In freien Schreibwerkstätten benutze ich die die Wörter zum Geschichten erfinden, denn: schon in einem Wort steckt eine ganze Geschichte. Und auch ein Wort wie kusch ( KUŞ = Vogel auf Türkisch) oder Matschka ( MAČKA = Katze auf Bosnisch) findet seinen schönen Platz in einer Geschichte. Du kannst mit den Wörtern auch Elfchen legen oder freie Gedichte. Mit zusätzlichen Bindewörtern oder Konjunktionen. Eine Wortschatzkiste ist unentbehrlich für das Kreative Schreiben oder das Geschichtenerzählen.
Foto: Simone Scharbert
Man kann die Wörter auch verändern, zusammenreimen, oder damit spielen oder basteln.
WIE WÄRE ES DENN EINMAL MIT EINEM FLIEGENDEN GEDICHT?
Wie so nennt Fräulein Dill, die Heldin meines Kinderbuchs: „Der Wörterhimmel des Fräulein Dill“, nennt die zufällige Wörteransammlung „Wortgeflügel – fliegendes Gedicht“ und weist auf die Zauberkraft hin. „Man kann nicht auf Wörtern reisen!“, sagte Dennis. „Und was ist wenn doch?“, fragt Fräulein Dill.
Einen lustigen Ausschnitt aus dem Kinderbuch "Der Wörterhimmel des Fräulein Dill" kannst du dir für deine Arbeit und fürs Wörtererfinden auf meiner Webseite runterladen.
https://www.buchstabenrascheln.com/download-bereich
Diese Idee lässt sich mit einer Wortschatzkiste in einem Mobile umsetzen:
man nehme tesa, washitape, büroklammern, faden, 5 oder mehr wörter, erfundene, gefundene, deutsche oder andere, metallicstifte oder goldstifte.
schreibe die wörter auf folienstücke.
(nimm noch „ich“ dazu, oder „du“ oder 1,2, konjunktionen/präpositionen nach bedarf.)
fädele sie auf mit perlen federn tierchen figürchen.
fertig ist das fliegende gedicht.
In einem Mobilé lässt sich jeden Tag eine neue Geschichte finden.
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„ZUTATENGESCHICHTEN“ – STATT FRÜHSTÜCKSLESUNG GESCHICHTEN AUF ZURUF ERFINDEN
In meinem zweiten Klassendurchgang habe ich folgendes Ritual eingeführt: Vor der Pause, also während des Frühstücks haben die Kids sich wünschen dürfen, von was ich erzählen soll. Die ersten Vorschläge waren: „Opa Maulwurf“ und „Pupskissen“.
Probiere es aus! Die Methode habe ich hier genau beschrieben. https://www.buchstabenrascheln.com/post/mit-kindern-geschichten-erfinden-1-zutatengeschichten-1
Man nehme einen alten Topf, einen Löffel, spricht die „Zutaten“ mit magischer Stimme in den Topf, rührt um und fertig ist die Geschichtensuppe.
Ich kann keine Geschichte erfinden, denkst du vielleicht. Genau wie manch ein Kind! Doch, das kann jede*r!!!
Die Kinder erwarten ja keine Hochliteratur, sondern freuen sich auf eine überraschende Geschichte, in der ihre „Zutaten“ verarbeitet werden. Und: Übe es ein bisschen, denn eine Pädagog*in, die Geschichten erfinden kann, ist viel glaubwürdiger, als eine die das nicht kann, da sie die ganzen Untiefen und Freuden kennt. Hier findest du eine Anleitung wie du einfache Geschichten erfinden kannst. https://www.buchstabenrascheln.com/download-bereich
Die Geschichten dürfen verrückt, unlogisch, quatschig sein. Kinder lieben Quatsch!!! Und selbst wenn du nicht zufrieden bist: Du bist ein Vorbild, das Geschichten erfindet und die Kinder werden es dir danken!
Oder lass dir von den Kindern helfen. Sag: Ach, wie ging das noch mal weiter, hat jemand eine Idee? So entsteht literarische Geselligkeit. Geschichtenspaß. Das was wir brauchen in der Leseförderung! Du kannst auch mit einer kleinen überlieferten Geschichte anfangen. Und diese immer weiter erzählen!
Um meine Geschichte weiterzuerzählen: Kurz nach den Weihnachtsferien wurde mir der Topf aus der Hand genommen. Janine kam nach vorne und sagte: „Jetzt will ich mal!“ Und so wurde der Topf immer weitergegeben. Und die Kinder gewöhnten sich ans Geschichtenerfinden.
Anekdote: Als besagte Kinder im 4. Schuljahr waren, fragte mich mein Kollege, warum "meine Kinder" so schöne fantasievolle Geschichten schrieben. Ich erzählte ihm daraufhin von den Zutatengeschichten. Er wollte die Methode auch probieren. Aber er war enttäuscht: "Da kommen immer nur so blöde Geschichten raus!" Gescheitert ist er vielleicht an seinen akademischen Erwartungen!
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Projekt: Ein Buch von Kindern für Kinder! – MEHRSPRACHIGKEIT GUT EINBINDBAR
Es ist mir ein Rätsel, warum diese verrückte Leseförderkraft von der Schule nicht noch mehr genutzt wird, bzw von den Kitas. Wir schreiben ein Geschichtenbuch für andere Kinder zum Lesen. Zum Beispiel für die Parallelklasse. Für die Erstklässler. Für die Bärengruppe. Für uns für die Ferien.
Da will doch eh jedes Kind mitmachen. Und: jedes Kind möchte die Geschichte der anderen lesen.
Motivation par excellence.
Die Kinder könnten selber das Thema bestimmen. Oder auch frei: „Die verrücktesten Geschichten des Universums“ schreiben. Schauen Sie mal diese Kindertexte hier:
https://www.boedecker-buendnisse.de/wp-content/uploads/2019/10/Autorenpatenschaft_Nordrhein-Westfalen_Woerterwunderwanderungen_Inhalt.pdf Wichtig ist: Jeder schreibt so lang oder so kurz er will.
WIE WÄRE ES MIT EINEM ABC-BUCH?
Ein ABC- Geschichtenbuch ist ein gutes Projekt für Kinder die in die Schule kommen, oder aber auch für Schulkinder, um es den neuen zu überreichen, oder, oder. Da gibt es viele Möglichkeiten.
Zu jedem Buchstaben werden eine Geschichte geschrieben und Zeichnungen angefertigt.
Sind mehrsprachige Eltern an Bord, können viele Geschichten noch übersetzt werden.
Bei diesem KITAProjekt hier sind zum Teil Schablonen benutzt worden, aber viele Kinder wollten die Buchstaben selbst schreiben.
Entstanden ist ein Buch voller Poesie und Humor. Und voller Buchstaben. Jede Seite ist von Kindern vor dem Druck layoutet worden. Die Vorschulkinder haben es mit in die Ferien genommen und dann der Schule vorgestellt.
Das ganze Buch kannst du hier herunterladen, zB für ein Bilderbuchkino. https://www.buchstabenrascheln.com/download-bereich
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ICHSCHREIBWASICHWILLZEIT. Wenn du noch mehr machen willst. MEHRSPRACHIHKEIT GUT EINBINDBAR: Schaufle eine Stunde frei im Plan für die ICHSCHREIBWASICHWILLZEIT. Als Einstieg ist eine kurze Geschichte erzählt am besten, aber vorgelesen geht auch. Dann darf jedes Kind schreiben. Was es will. Folgende Formate dienen als Inspiration:
Brief; Freundeslisten; Überhaupt Listen aller Art: Sprachlisten, Lieblingsessen... ; Gemeinschaftsgeschichten, zu zweit oder mehr; Geschichte zeichnen und dann mündlich vorstellen; Geburtstagsgeschichte für ein anderes Kind schreiben; Tagebuch; Traum. Auch in einzelnen Sätzen steckt Poesie und man kann Sie weiterverarbeiten. Zweisprachig schreiben.
Schick mir deine Ideen, ich werde sie hier ergänzen.
In der ICHSCHREIBWASICHWILLZEIT kann auch gelesen werden. Die Kinder haben auch selbst Ideen.
WENN DU INTENSIVER INS GESCHICHTEN ERFINDEN ODER (MEHRSPRACHIGE) KREATIVE SCHREIBEN EINSTEIGEN WILLST LADE ICH DICH ZU MEINEN ONLINE-SCHNUPPERKURSEN EIN. DU KANNST MICH AUCH GERN MIT MEINER SCHATZKISTE AUS IDEEN UND SPRACHEN UND GESCHICHTEN IN EINLADEN UM DEIN TEAM ZU INSPIRIEREN. https://andreakarime.de/131-Fortbildungen
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(Illustration: Annette von Bodecker by Picus Verlag)