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"das wort ist ein geschichtenbüro" erik, 4

5 Gründe, warum ich Kinderbuchschreiben liebe

  • Autorenbild: Andrea Karimé
    Andrea Karimé
  • vor 2 Tagen
  • 3 Min. Lesezeit

Aktualisiert: vor 2 Tagen

Andrea Karimé mit Mikro vor einem Hintergrund sonnengelb. Neben ihr eine türkisblaue Kigonki.
Bei einer Lesung von "Tee mit Onkel Mustafa"

Warum schreibe ich gern für Kinder? Gute Frage, ich dachte lange darüber nach und diese 5 Gründe haben sich herauskristallisiert.



Andrea Karimé an einem Tisch. Sie signiert ein Buch. Ein anderes aufgeschlagen im Vordergrund.
Nach einer Lesung in der Stadtbibliothek Neuss am Autogrammtisch

Ich liebe Kinder und ich liebe das Schreiben : Kinderbuchschreiben

Lange Jahre habe ich als Grundschullehrerin gearbeitet, weil ich Kinder liebe. Die Liebe zum Schreiben war dabei. Deshalb erzählte und schrieb ich meinen Schüler*innen Geschichten.

Das Schreiben hat mein ganzes Leben begleitet, im Tagebuch, im Studium als künstlerisches Material, als Technik mich zu fokussieren und zu klären. Die Welt der Wörter ist zu einem Refugium geworden.

Kinder inspirierten mich schon immer, ihre Gedanken, ihre Sprache; Von ihrer Spontanität, Ehrlichkeit, Neugier, Kreativität, Spielkunst und Gefühlsbetontheit müsste eigentlich die ganze Welt lernen. Kinder fordern mich aber auch heraus und bringen mich an die Grenzen. Als Erwachsene habe ich ja nicht das Recht, über Kinder zu bestimmen. Deshalb ist viel Geduld wird gefragt, Spontanität, Einfühlungsvermögen und Kooperationsbereitschaft.

Ok, nobody's perfekt, immer gibt's Luft nach oben :), auch das lerne ich von Kindern!

Ich mag es, mich in Kinder hineinzuversetzen

Ich lausche gern in ihre Sprache, in ihr Denken hinein. Wenn ich mich mit Kindern unterhalte, erfahre ich überraschende Dinge, lerne ich neue Wörter kennen. Zum Beispiel Schneeflockenknopf. Als Lehrerin konnte ich 120 Kinder sehr gut kennenlernen, und davon profitiere ich heute noch, wenn ich eine Geschichte brauche und mir eine Kinderstimme, die erzählt, vorstelle. Aber auch die Stimme meines "inneren Kinds" mischt sich immer wieder in Geschichten ein. Mir diese Stimmen zu "erschreiben" ist äußerst spannend, berührend, lustig und poetisch.

Ich denke mir gern Geschichten aus

Mir Geschichten auszudenken, ist ein großes Vergnügen. Ich liebe es, Dingen, Figuren, Orten zu begegnen, die es vorher noch nicht gab. Manchmal werden gehen ganz frische Elemente aus der Geschichte in mein physisches Leben über, wie etwa der Geschichtenteppich oder die Dilltasche. Auch sind Geschichten immer überraschend. Sie ist am Anfang wie ein Hochhaus für mich, durch dessen leere Flure ich gehe und mich umschaue, nichts passiert, aber dann öffnet sich eine Tür, ich gehe hinein und sehe etwas, das ich noch nie gesehen habe. Auch fügt sich alles immer magisch, wenn ich dran bleibe und der Geschichte vertraue.

Ich erfinde gern Wörter und Sprachen.

Da wo die Sprache an ihre Grenzen kommt, braucht es neue Wörter. Zum Beispiel: Planetenspatzen, Wörterlampe, Mondkaninchen. Auf dem Weg zur Normsprache erfinden Kinder permanent Wörter und sprachliche Konstruktionen und sind dabei oft sehr poetisch. Menschen, die aus einer anderen Sprache kommen, erfinden poetische Wörter. Fehlerhaft, würden Grammatik und Duden vielleicht sagen, aber Lena Gorelik nennt diese Rezeption verwöhnt. „Verwöhnte Sprachen, die nicht geübt sind, Worte zu erfinden, für Dinge, die Menschen erfinden, denen das Leben nichts schenkt", schrieb sie. So wahr! Als Kind konnte ich oft nicht einschlafen. Höwwe-Höwwe hieß das Einschlaf-Mittel meiner Schwester und mir, den Kopf hin und her drehen auf dem Kopfkissen, immer weiter, bis der Schlaf kommt, das war Höwwe-Höwwe. Für die Tage, an denen sich meine Eltern beängstigend stritten. Natürlich gibt es das Wort Höwwe-Höwwe nicht im Duden, aber dennoch existiert es! Ich habe aus der Not heraus neue Worte erfunden, weil Sprache nicht im Gepäck hatte, was ich erlebte. Sinthujan Varatarajah schreibt: „26 Buchstaben können diese Welt nicht fassen“. [1] Er erinnert daran, dass Sprachen unterschiedlich sind, dass es etwa Ausdrücke in anderen Sprachen gibt, die wir nicht übersetzen können. Es ist also vielschichtig bedeutsam, Wörter zu erfinden, neben dem Spaß und der Kreativität. Und Kinder lieben sie. Im Kinderbuchschreiben finden sie das schönste Zuhause, ja wie in der Lyrik. Die beiden verwandten Text-Tanten.

Andrea Karimé lachend auf einen türkisfarbenen Koffer gestützt, vor ihr stehen mit dem Rücken zum Betrachter Kinder.
Ende einer Lesung

Ich stehe gern vor Kindern auf der Bühne

Kinderbücher zu schreiben ermöglicht mir die direkte Arbeit mit Kindern, die ich in der Schule ja jeden Tag hatte. Ein fertiges Kinderbuch wird vorgelesen und steht mit mir zusammen auf einer Bühne. Mit großen Kindergruppen in den Dialog zu gehen, und ihre Einwürfe, Gedanken und Zwischenrufe in meine Geschichte, die ich lese oder erzähle, einzuweben, ruft ein Energiefeld hervor. Eine kraftvolle Verbindung zwischen Kindern, Text und mir entsteht, die mich vitalisiert.

Andrea Karimé macht eine Geste ins Publikum, die zeigen soll, dass ein Kind aufgerufen ist.
Lesung in Aarau
Genau! Die auf das Erfinden bezogenen Dinge könnten auch auf Geschichten für Erwachsene zutreffen. Aber ich habe im Laufe meines Lebens die Erfahrung gemacht, dass Kinder meinen fantastisch-poetischen Kosmos einfach besser verstehen.


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[1] Sinthujan Varatarajah in: Neue Erschöpfungsgeschichten, Offenbach 2024




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