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"das wort ist ein geschichtenbüro" erik, 4

AutorenbildAndrea Karimé

Ozean und Hoffnungssträhne im Haar. Tagebuchstaben 52

Was sind tagebuchstaben?

Hier schreibe ich fast täglich ein Notat. Jeden Sonntag erscheinen sie hier als tagebuchstaben.

Mit Biogra-Fischen, unsystematisch und poetisch. Vom Schreiben und Leben. Vom Arbeiten als Kinderbuchautorin (of Color) und Dichterin. Am Ende jeder tagebuchstaben findest du ein Montagsgedicht. Diese Woche notierte ich mit dem Ozean in der Brusttruhe, einer Friedensmaschine und Rose Ausländer, die Geburtstag hatte.

Ein gelb-grüner Himmel am Rhein in Köln. Deutzer Brücke.
Spaziergang am Rhein-Meer und auf seinen Brücken. Neujahr 2025.

Mittwoch, der 1.1.2025 (Brusttruhe)

Ich lausche dem Ozean in meiner Brusttruhe. Meersprache. Mein Vater ist mit dem Klang und dem Ausblick auf das Mittelmeer groß geworden. Und ein kleiner Teil steckt in mir. Weiß ich, seitdem ich Upile Chisala , angeregt durch den Podcast My PoC bookshelf gelesen habe. Vom Wort zur Welle. Mit Ozeanfon in mir also schreibe ich die ersten Morgenseiten im neuen Jahr. Ich habe das Fenster geöffnet und mich zurück ins Bett gesetzt. Neben mir das Tablett aus Ägypten mit einer zweiten Tasse Hafermilchkaffee. Es ist kalt, aber die Decke ist dick genug. Das Vogelradio sendet: Elsternzetern, Krähenschmäh und Amselsang. Ein Wolkenriese lauert am Horizonthochhaus. Ich denke über das Wort „Feder“ nach. Fliegen, schreiben, sprechen, kuscheln. Eine Friedensmaschine also.

„Are you sure/ you don’t carry/ the ocean in your chest?” (Upile Chisala: Soft magic. Gedichte)


Donnerstag, der 2.1.25 (Rotkohl)

große blaue Himmelflecken/ eingepackt in Wolkendecken/ vom Wind vertrieben

Vielleicht geh ich schwimmen. Aber heute gestaltet sich die Essen-Schwimm-Logistik einfach nicht einfach. Luxusprobleme. Ja, die habe ich heute, weil alles da: Satt, Sahne, Zeit und andere -heiten, Wärme, Rotkohl. Ich schreibe Neujahrskarten.



Am Rhein 2 Neujahr 2025 mit Riesenrad. Grauer Fluss, orangfarbenes Riesenrad im Hintergrund.
Am Rhein 2 Neujahr 2025 mit Riesenrad.

 

Freitag, der 3.1.25 (Morgenseide)

Es ist hell, sehr hell heute, und ich schreibe meine Morgenseiten mit Kopfhörer. Noise canceln. Wohnung ist so hellhörig, dass ich jedes Klopfen, saugen, Kaffee kochen und die Stampfschritte der Nachbarin laut höre. Klick, weg! Und aus Morgenseiten werden Morgenseiden. Mit Rose Ausländer, die heute Geburtstag hat.

„… / Nicht wahr/ Du liebst/ unsere böse herrliche/  Erde/…“

Ja und ja. In den Jahren vor meiner Geburt schrieb sie das. Irgendwann. Nicht mehr festzustellen, schreibt der Herausgeber Helmut Braun.

 

Samstag, der 4.1.25 (Flier)

Warum schreibe ich Morgenseiten? Um aus dem Dümpeltümpel der Nacht herauszufinden? Nein wohl eher mir auf Spuren zu verhelfen. Lebensspuren, Schreibspuren, Poesiespuren. Nicht immer klappt es, aber meistens hat der Stift, die Stiftspur eine Überraschung für mich parat: ein frisches Wort (ein Flier, ein Flier), einen skurrilen Gedanken, eine Verbindung, irgendeinen Faden aus irgendeinem spannenden Material. Manchmal aber auch nüschte.

Heute plüschte/ ein Nüschte/ im Schriftgebüsch/.


 

Montag, der 6.1.2025 (Strähne, Träne)


Kinderbuchautorin 2025


Ich schreib ins Jahr

Hoffnungssträhne

(Hoffnungsträne)


und Meise im Haar


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