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"das wort ist ein geschichtenbüro" erik, 4

"Ich find' dein Schreibspiel doof, Frau Karimé!" Kinderschreibwerkstatt 3b

  • Autorenbild: Andrea Karimé
    Andrea Karimé
  • vor 3 Tagen
  • 11 Min. Lesezeit

Warum ich in einer Kinderschreibwerkstatt auch nach 30

Jahren Erfahrung immer was Neues lerne

Textausschnitt Gruppe Z, Teilnehmerin, 12, übersetzt zuhause auf Hindi
Textausschnitt Gruppe Z, Teilnehmerin, 12, übersetzt zuhause auf Hindi

Ich liebe Schreibwerkstätten mit Kindern. Ich mag Kinder, die besondere Poesie und Sprache, die sie immer mitbringen, inspirieren mich, ich lache meistens viel und ich lerne immer etwas hinzu. In diesen Sommerferien durfte ich gleich drei Kinderschreibwerkstätten in Kooperation mit drei Bibliothen und mit Schreibland NRW durchführen. Die Zusammenarbeit schätze ich sehr, u.a. da auch schon kleine Gruppen(ab 7 Teilnehmer*innen) stattfinden können. Formal waren sie alle gleich, 5x3 Stunden Werkstatt und eine Präsentation. Auch vom Alter her war das Angebot gleich, für Kinder von 9 - 12 Jahren. Inhaltlich hab ich natürlich variiert, denn Kinder sind unterschiedlich und es kommt jedes Mal anders. (Über mein Angebotsspektrum und wie ich arbeite habe ich hier geschrieben!) Aber in diesem Sommer war ich besonders herausgefordert mich als Erwachsene zu reflektieren, und ich hab zusätzlich viel gelernt. Das Wichtigste schreibe ich in meinem Artikel zusammen: Wie eine von drei Werkstätten perfekt, entspannt und ungestört war, wie ich in einer anderen Werkstatt mit zwölfjährigen, lautstarken Teenies entgegen meines Flucht-Impulses in Kontakt geblieben bin und wie ich mich vor allem in der dritten Werkstatt im "Kritischen Erwachsensein" geübt konnte. Der Artikel erzählt aber auch wieder von tollen Kindern und beeindruckenden Ergebnissen.


Beamerpräsentation zum Schnipselgedicht, das alle gemeinsam und mehrsprachig vorgetragen haben.
Beamerpräsentation zum Schnipselgedicht, das alle gemeinsam und mehrsprachig vorgetragen haben.

Eine perfekte, störungsfreie Schreibwerkstatt gibt es (Schreibgruppe Z)

"Erinnerungen an die Schreibwerkstatt. Wir haben Lügengedichte und so viele lustige Geschichten gehört, dass wir vor lauter Lachen kaum noch lesen konnten. Wir haben Origami-Geheimbücher gemacht. Wir haben Gefühlsgedichte an Regale geklebt. Es hat viel Spaß gemacht, und wir haben die Buchstaben unseres Namens ausgeschnitten und daraus einen Zweitnamen gelegt."

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Das war die - unaufgefordert geschriebene - Zusammenfassung von A., 9 Jahre alt, die eine meiner drei Ferienwerkstätten besucht hat. Genau so wars. Besser kann ich es nicht sagen. A. selbst brachte die Idee mit den Geheimbüchern ein, und zeigte uns wie sie gemacht werden, da sie sowieso mindestens 50 Origami-Anleitungen im Kopf hat. Die Gruppe hat außerdem sehr viele Gedichte und Geschichten geschrieben und vorgetragen und wunderschöne Bilder für die Präsentation gezeichnet. (Klar gabs auch hier Kritik: Zevenaars und Schnellschreibgeschichten fanden die meisten nicht so toll, gestanden sie mir am letzten Tag!) Top Hits dieser Gruppe: Die Gemeinschaftsgeschichte, die Zines und die Lügengedichte. Anwesende Sprachen: Hindi, Englisch, Twi und Deutsch. Auch die Mehrsprachigkeit konnte perfekt in Bildern und in Lesungen präsentiert werden.

Textbeispiel Gefühlsgedicht, Teilnehmerin, 9 Gruppe Z
Textbeispiel Gefühlsgedicht, Teilnehmerin, 9 Gruppe Z

"Ich bewundere deine Geduld" (Schreibgruppe X)

Das sagte die Bibliothekarin meiner zweiten Werkstatt, (- 10 Kinder von 8-12-), weil ich natürlich nicht mit Druck und Adultismus auftreten will, wenn mich etwas stört. Und es störte mich vor allem die Lautstärke und das gegenseitige Sich-Unterbrechen. Selbst die Bibliothekarin bekam das mit, und sie erkannte, wie sie sagte, so manch eine Schüler*in nicht wieder.


Textausschnitt Gruppe X, Teilnehmer, 12. Endlich sind wieder Sommerferien. Und mein Plan stand auch schon fest. Ich werde nach Tokyo fliegen und nichts kann mich noch aufhalten. Tja, falsch gedacht. Denn als ich mein Sparschwein öffnete, herrschte dort gähnende Leere. Anscheinend (offensichtlich) war ich mal wieder pleite. Das bedeutete, dass ich mir kein Flugticket nach Tokyo kaufen konnte. Aber ich hatte schon eine neue Idee. Ich bastelte mir einen Papier-Flieger, sprang aus dem Fenster und schon war ich auf dem Weg. ...

Diese "Kirmes-Atmosphäre" mit Handysounduntermalung prägten vier 12jährige Teilnehmer*innen, an die sich eine Zehnjährige anschloss, die auch "cool" sein wollte. Am zweiten Tag war ich erschöpft und hatte Fluchtimpulse, durch das Gefühl, dass ich die Zwölfjährigen nicht erreichen konnte. Falsch gedacht: Mit mir hatte das ja gar nichts zu tun. Eine freundlich eingebrachte Bitte, etwas leiser zu sprechen, hatte nichts gebracht und ich wollte auf keinen Fall autoritär sein. Aber dann fiel mir ein: "Andrea, du gehst jetzt nicht aus dem Kontakt, wie es immer alle machen, sondern bringst dich ein! Geh in Beziehung!"


Geduld und Hotelklingel (Schreibgruppe X)

Deshalb nahm ich meine Hotelklingel aus der Grundschule am nächsten Tag mit und erklärte, dass ich sie alle schwer in Ordnung finde, aber die Lautstärke nicht weitere drei Tage lang durchhalte. Und falls ich die Klingel betätige, bedeute das, dass meine Geduld und Ausdauer auf dem Weg nach draußen ist. "Und wie lange geht das, bis sie ganz weg ist?", fragte ein Schüler. "Dreimal!", sagte ich. "Und dann müssen wir irgendwas tun!"


Überraschenderweise wirkte das, auch weil sie sich einverstanden erklären. Außerdem hatte ich noch Texte abgetippt, worüber sich alle sehr gefreut haben, und es ist eine Mini-Untergruppe entstanden, die eine Geschichte mit Handytönen untermalen wollte. Diese bestand aus drei Zwölfjährigen, die sich in einen weiteren Raum zurückziehen konnte. Regelmäßig schaue ich nach ihnen, aber sie kommen ohne mich zurecht.


Sagen wir mal so: Grundsätzlich war es trotzdem noch immer wieder laut, aber es war nicht mehr so unferlos, wie an den ersten beiden Tagen. Und die Kids waren ja, wie ich schon sagte, schwer in Ordnung: Sie wollten niemandem schaden, es ging nur ihr Temperament immer wieder mit ihnen durch, und sie steckten sich gegenseitig an. Insbesondere an der tollen Präsentation, an denen alle begeistert und kooperativ mitgewirkt haben, wurde die soziale Stärke der Gruppe deutlich.


Kleine Regeln von M. aus Spaß für mehr Spaß bei der Lesung Regel Nummer 1: Machen Sie sich auf etwas gefasst! Regel Nummer 2: Trinken Sie einen Schluck aber schlucken Sie ihn nicht runter! Regel Nummer 3: Fall etwas dreckig wird oder kaputt geht, haften Sie dafür! Regel Nummer 4: Denken Sie zweimal nach, bevor Sie etwas sagen oder tun! Regel Nummer 5: Versetzen Sie sich in ein Gehirn eines Kindes! Regel Nummer 6: Genießen Sie es! (Text, Schüler, 11, Gruppe Y)

Und ja: Ich habe diesbezüglich viel Geduld. Ich habe gelernt, nicht sofort zu reagieren, sondern erst mal zu verarbeiten und mit Positionierungen/ Vorschlägen/ Themen am nächsten Tag weiterzumachen. (Mehr über diese Gruppe und Gemeinschaftsgeschichten in Kinderschreibwerkstätten liest du HIER.)


"Deine Schreibspiele sind blöd!" (Schreibgruppe Y)

Die größte Herausforderung stellte für mich die Gruppe dar, die von Anfang an ALLEN Ideen und Plänen von mir erst mal sehr sehr ablehnend gegenüber standen und genaueste Vorstellungen mitbrachten wie die Schreibwerkstatt abzulaufen hat. Das hatte ich vorher noch nicht erlebt. Es waren elf Kinder zwischen 8 und 13 Jahren, neun Mädchen, zwei Jungen.

Schreibspiele fanden sie doof, sie wollen lieber an eigenen Projekten schreiben. Verrückte Geschichten fanden sie "irgendwie nicht spaßig". Böse sollte es sein. Kriminalistisch. Also gut.

Mir schwante Schreckliches für die Woche auf dem Heimweg. Ich werfe meine Pläne am ersten Tag irritiert über Bord und schaue erst mal zu was passiert. Gebe hie und da noch eine Idee rein, was nicht begrüßt wird.

Roter Faden Ade, denn jede*r macht was anderes. Aber gut, denke ich an Tag 2, wer braucht den schon, wenn solche Gedichte entstehen, denke ich. 

Hä – Gedichtchen von Teilnehmer, 9, Gruppe Y Als ich in den Ferien nach Malta verreise/ Fahre ich durch Hamsterdam aber ohne Damm/ Später fahre ich durch Manhattan / sehe aber keinen Superman/ Wir machen einen Halt in Lesolin/ Ich kann aber nichts lesen//HÄ?

Projekthefte möchten immerhin dann doch alle basteln und dekorieren. 

Vier Beispiele von "Werkstattbüchleinchen" Gruppe Y. (U.a. "Bücher, die verweilen im Buchdschungel" "Ein Buch, aber welches?" und "Ein zufällig entstandendes Buch mit Geschichten."
Vier Beispiele von "Werkstattbüchleinchen" Gruppe Y. (U.a. "Bücher, die verweilen im Buchdschungel" "Ein Buch, aber welches?" und "Ein zufällig entstandendes Buch mit Geschichten."

Jeder Tag beginnt mit "Nö!" (Schreibgruppe Y)

Auch in weiterer Folge haben die Kinder immer schon Pläne und der überwiegende Teil dessen, was ich an Schreibideen dabeihabe, muss in der Tasche bleiben. Aber alles kann notfalls gezückt werden.

Textbeispiel von Mädchen, 10. (Gruppe Y)
Textbeispiel von Mädchen, 10. (Gruppe Y)

"Können wir mal eine Geschichte zusammen erfinden?"

"Ich möchte lieber eine Geschichte in einer Kleingruppe machen!"

"Ich möchte lieber das, was ich zu Hause geschrieben habe weiterschreiben"

„Ich finde Gedichte doof!“

Gegenseitig stecken sie sich an mit ihrer Selbständigkeit. Ich mache trotzdem den Vorschlag, dass ich ihnen zu Beginn immer etwas zeigen würde, als Angebot, das sie nicht annehmen müssen, (bereit auch das über den Haufen zu werfen, da ich die Kinder nicht zwinge), sie dann aber schreiben könnten was sie wollten.


Die Kinder sagen: Na gut!


Ich lese also etwas aus meinem Buch "Antennenkind" vor und werfe dann das fantastische Binom nach Gianni Rodari mit zwei Kindern in Ring. Es gefällt, bis auf einer Teilnehmerin, allen und sie schreiben mit den Wörtern: Nebelparder (von T., 9) und Pfanne (H., 8) jede*r eine Geschichte.  Bis auf diese eine Schülerin, von der ich es nicht weiß, sind alle unglaublich motiviert und schreiben flüssig und zügig und ausdrucksstark, was sie schreiben wollen. Und am nächsten Tag wollen sie das fantastische Binom gleich noch mal machen. 

Ich erzähle wieder etwas, und zwar über die zwiespätige Wirkung von der Anhäufung der Adjektive. "Ich will aber trotzdem mit vielen Adjektiven schreiben!", sagt T.

Bild aus Gruppe Z.
Bild aus Gruppe Z.

Kleingruppen zulassen

Nach der Pause schreiben Z., Y., H., L. und A., an einem runden Tisch  mit mir Gedichte mit Kigonkispiel. Ein Input, den ich angeboten habe, weil Ihnen selbst nichts einfiel, bzw, weil sie doch etwas zusammen machen wollten. Im Workshopraum bastelt und schreibt H. ein Bilder-Buch namens Happy Birds, M. schreibt „Kleine Regeln für die Eltern" und T. schreibt eine Geschichte aus der Perspektive einer Katze. "Es wird meine beste Geschichte", meinte sie.

In irgendeinem weiteren Winkel grübeln H., E. und E.(und alle weiteren Tage) über einer märchenhaften Gemeinschaftsgeschichte über eine Bibliothek.


Was bist du? Jetzt fragst du dich bestimmt, was wer ist? Dazu müssen wir von vorn beginnen. Ganz von vorn. Letzte Woche Montag brach ich zu einer Expedition auf. Ich der große Pfanne. Bevor du loslachst: Diesen verrückten Namen haben mir meine Eltern verpasst. Sagen wir, als sie nicht ganz bei sich waren. Aber jetzt zurück zu mir dem großen Pfanne. Letzten Montag, am Rande des Amazonas-Regenwalds brach ich auf. Auf zu meiner Expedition. (Ende Teil 1) (Liebe Leser/innen, da ich für Teil 2 noch keine Idee hatte folgt nun Teil 3.) Als ich am See angekommen bin, nahm ich die Proben. Textausschnitt, Schülerin, 12, Gruppe Y)

Vorschläge der Kinder umsetzen/ (Demokratie üben) / Literatur produzieren

Fast am Ende der zweiten Sitzung schlägt Z. vor, eine Geschichte im Kreis entstehen zu lassen. Jedes Kind darf nur ein Wort sagen, meint sie und dann ist die nächste schon dran. So entsteht die Geschichte: Fischgesicht und Sushi. Es ist viel Freude im Raum, und ich freue mich mit! Ich notiere alle Vorschläge für "Schlüsse" für die Geschichte und erzähle von Sasa Stanisic, der in seinem preisgekrönten Roman mehrere Schlüsse veröffentlicht hat. Am nächsten Tag bringe ich die Geschichte mit allen Schlüssen abgetippt für jedes Kind mit, auch darüber freuen sich die Kinder, und sie finden es wichtig, über einen Schluss abzustimmen. (Nachdem ich vorgeschlagen hatte, alle Schlüsse zu behalten. Aber natürlich: Nö!)

Demokratisch wird abgestimmt. Ich finde es großartig, wie ernst sie diese Geschichte nehmen und wie sie entscheiden eine Kombination aus drei der fünf Schlüsse zu verbinden. Ich glaube, hier wird das soziale Gespür dieser Kinder überaus deutlich.

Bilder malen will niemand. (Mein erwachsener Blick auf die Präsentation.) "Wir haben schon was anderes geplant!" Verstehe. Andere Sprachen? "Nein, das ist blöd!"

Vorlesen

Besonders sind auch die Vorlesephasen in dieser Gruppe, auf denen sie bestehen. (Dann sitzen überall "Fokusvögel" herum.) Konzentriert, sehr interessiert und zugewandt sind 11 Kinder, geben Rückmeldungen, nehmen Tipps voneinander (Nicht von mir!) entgegen und lachen viel. "Möchtest du einen Tipp haben?", fragt eine. Eine andere nickt. "Du könntest noch schreiben, warum sie Gurkensuppe für den Pandabären kocht!", so der Tipp. Wieder wird genickt und verbessert. 


Und am vierten Tag wollen immerhin 7 von 11 Kindern Zines herstellen, die die Bibliothek freundlicherweise kopiert, damit die Kinder eine kleine "Auflage" verteilen oder mit nach Hause nehmen können. Ein Plakat entsteht, auf dem die Reihenfolge während der Präsentation festgehalten wird. "Sollen wir auch irgendwas zusammen präsentieren?", frage ich. Ich schlage ein paar Sachen vor.


"Nein lieber nicht!"


3 Kinder haben am Ende des vierten Tages Geschichten freiwillig mit nach Hause genommen, um sie dort für die Präsentation fertigzuschreiben, die gemeinsam geplant haben. Ein Kind möchte gar nicht vorlesen, ein anderes nur einen Gruppentext, manche wollen eine Geschichte vorlesen, andere drei. Und so wird es gemacht. Ich schlage vor, dass ein anderes Kind den Text des einen Kindes vorliest. Sie sucht eins aus.

Unauffällig streue ich wieder Vorschläge zu jedem Vortrag ein. Die jetzt unauffällig angenommen werden.


Am Ende doch ZUSAMMEN

Für die Präsentation waren ausnahmslos alle Kinder zu begeistern. Am Tag der Präsentation sind noch unterschiedlichste Arbeiten aus (meiner und) der Sicht der Kinder zu erledigen. L. und M. notieren sich Stichpunkte für eine Begrüßung der Eltern, in der diese aufgefordert werden "Versetzen Sie sich in das Gehirn der Kinder!"  T. übt den Text für Y., die auf gar keinen Fall vorlesen will. Einige Kinder falten ihre Zines-Kopien, damit sie sie während der Präsentation verteilen können, Y. und H. verschönern das Ablaufplakat durch „Hand-Lettering“ und Musterzeichnungen, das E., E. und H. am Tag vorher geschrieben haben. Jetzt tippen die drei aber immer noch ihre Geschichte in meinen Computer, da sie gern alle einen Ausdruck hätten. Zwischendurch kommen 5 von 11 Kindern und wollen eine Rückmeldug zu ihrem Schreiben haben. Die ich natürlich gern gebe.

Dann sind manche fertig und aufgeregt und wir haben noch Zeit. Was jetzt? Meine Idee, mit schönen Stickern der Stadtbibliothek Wörter zu erfinden stößt nun auf großen Anklang. Augenkannen, Balletspinnen, Moonplants, Huthäuser, Ledermäuse und Mister Wolke kommen kurz vor Schluss noch auf die Welt.

Geschichtenkaleidoskop

Präsentiert wird ein tolles „Geschichtenkaleidoskop“, in dem "alles möglich ist und jeder willkommen ist" (Ein Zitat von Chris Colfer, das ich raussuche und der Lesung voranstelle, auch weil E. mir diese Reihe „The Land of Stories“ empfohlen hat.) Manche sind "kalte Geschichten, die aber warm enden" (sagt Z.), manche enden offen ("Ich liebe offene Enden", sagt E.), manche ein bisschen böse („Ich mags nicht nur lieb“, meint H.), manchen skizzieren unbekannte Tiere, manche sind „rein zufällig entstanden“ (so Y., manche erzählen von Uhren und Eulen und der eben zitierten Gurkensuppe, manche sind geheimnisvoll oder handeln von Aliens, Hexen, Außenseitern und Detektiven. Manche berichten von Kindern die es schwer haben oder spielen einfach nur mit Sprache, wie das "Hä-Gedichtchen" von Malay. 

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Übrigens. Anwesende Sprachen: Chinesisch, Hindi, Gujarati, Spanisch, Arabisch und Englisch.


Learnings aus allen drei Sommerferien-Workshops

Kritische, anspruchsvolle Kinder sind eine gute Übung in "kritischem Erwachsensein". Für mich.


Exkurs: Kritisches Erwachsensein: "Als Kind wahrgenommen zu werden, als Jugendliche*r oder Erwachsene*r, unterliegt – wie jedes andere identitätsstiftende Merkmal auch – sozialen Konstruktionen. Das Alter eines Menschen ist ausschlaggebend dafür, wo er sich in der gesellschaftlichen Hierarchie wiederfindet, wieviel Macht und welche Privilegien einer Person zugestanden werden. Kritisches Erwachsensein bedeutet, sich der eigenen Position als Erwachsene*r bewusst zu sein. Denn diese Position verleiht Macht und Macht verlangt nach einem Bewusstsein für Verantwortung." Manu Ritz: Kritisches Erwachsensein | Diversity Arts Culture Ein paar Ideen, wie du zu einer kritischen erwachsenen Person werden kannst:
(Beispiel!) I wie Interaktion Komme mit jungen Menschen darüber ins Gespräch, wie ihr euch eure Interaktion mit- bzw. eure Beziehung zueinander vorstellt und denke darüber nach, was du tun und lassen kannst und musst, damit dein/euer Beziehungsbild gelebt werden kann." (Mehr dazu und Quelle: Manu Ritz in Kritisches Erwachsensein | Diversity Arts Culture )

Diese Tipps fand ich sehr hilfreich. Ok, 12 Jahre Grundschulerfahrung und nun auch noch 20 Jahre Erfahrung mit freien Schreibwerkstätten helfen mir natürlich auch sehr mit Situationen wie diesen umzugehen, garantieren aber nicht, keine Herausforderung mehr darzustellen, ganz im Gegenteil. Die Balance zwischen Freiheit, Angeboten und Struktur muss ja zugunsten von Kindern die sich nicht sofort in allem positionieren können, gehalten werden. Das ist sehr anspruchsvoll. Der große Methodenbaukasten, den ich mir über die Jahre angeeignet habe und der mich flexibel switchen lässt kann ich dabei jedem empfehlen.


Eine der hilfreichsten Dinge ist aber vermutlich meine Bereitschaft , als Kursleiterin/Erwachsene immer wieder vom Eigenen abzuweichen, die Kinder radikal an Planungen teilhaben zu lassen, anders arbeitende Kleingruppen zuzulassen, -Räume waren waren in allen drei Fällen vorhanden-, und für „sensiblen Phasen“ behutsam strukturierend und integrierend präsent zu sein.

Außerdem ist es wichtig, immer die Stärken einer Gruppe im Blick zu halten und daran entlang zu navigieren. Und: Ein klassischer Fehler isr, sich von der Unlust letztlich doch nur immer einiger weniger irritieren zu lassen. Weiß ich eigentlich, aber nobodys perfect. Das Wichtigste und die größte Kunst ist aber, geduldig und in Beziehung zu bleiben und sich immer wieder als Person einzubringen, ohne erwachsene Macht auszuspielen.

Fazit: Ich freu mich schon auf den nächsten Sommer im Schreibland NRW und bedanke mich (auch bei den Bibliotheken) für das Vertrauen und die Möglichkeit, die Schreibwerkstätten immer weiter zu entwickeln und poetisch und herzlich und lustig mit Kindern in Kontakt zu bleiben.
Veranstaltungsplakat. Schülerin, 8, macht den letzten Schliff.
Veranstaltungsplakat. Schülerin, 8, macht den letzten Schliff.

(PSPSPS. Übrigens: Eltern bedanken sich meistens, schütteln mir bewegt die Hände. Aber: Das sind immer nur die "Migra-Eltern". Oder die der Kids mit besonderen Sensibilitäten und Herausforderungen. Alle anderen nehmen alles for granted, auch dass es kostenlos ist! Ok, ist ja mein Job, wollts nur mal erwähnen, weil es ein Charakteristikum des #kidsbookswriterslife ist! Immer alles für selbstverständlich zu halten!)

Dankeschön der Bibliothek. Danke zurück :)
Dankeschön der Bibliothek. Danke zurück :)

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