

Andrea Karimé
12. Aug.1 Min. Lesezeit


Andrea Karimé
10. Aug.4 Min. Lesezeit


Andrea Karimé
30. Juli5 Min. Lesezeit


Andrea Karimé
27. Juli4 Min. Lesezeit


Andrea Karimé
17. Juli3 Min. Lesezeit


Andrea Karimé
12. Juli2 Min. Lesezeit
buchstabenrascheln
andrea karimé, kinderbuchautorin
Meine Woche mit einer Augenquelle, Lesungen, Angst, einer Grippe und einem neuen Porträt von Susann Bee. tagebuchstaben.
Ich bereite eine Lesung vor. Lese mit Christian Linker für den VS in Köln. Wir lesen und sprechen über das, was Kinderliteratur soll. Unterhalten und aufklären? Belehren? Warum erzähle ich arabischstämmige Held*innen. Warum werden meine weißen Kolleg*innen nicht gefragt, warum sie immer nur weiße Held*innen schreiben. Warum werden Fragen ohne Fragezeichen zu seltsamen Aussagesätzen?
Über Lichtblicke. Die bösen Zukunftsgedanken wollen alle auf die wenigen Lichtblicke in meinem Hirn und Herz klettern. Ist denn genug Platz für alle da? Aber ja, heute schon, die Lichtblicke sind klein, haben aber riesigen Leuchtradius. „Friendship is a language”, schreibt Sasha Mariana Salzmann in “Gleichzeit”, dem literarischen Briefwechsel mit Ofer Waldmann der in Israel und Deutschland lebt.
Ich bin eingeladen zu einem ganz wundervollen Projekt an der Uni Schwäbisch-Gmünd. Mit meiner Lieblingslibelle Kollegin Chantal-Fleur Sandjon. Es geht um postmigrantische Kinderliteratur und Unterricht. Ein Lichtblick. Dafür plane ich einen Vortrag. Wie hat sich mein Kinderbuchschreiben verändert seit dem 7. Oktober als Olivenbaum-Kinderbuchautorin? Als nahostverwurzelte Kinderdichterin? Ja, wie? Heute sammele ich Wörter aus Nahost. Hebräische und Arabische. Ich schreibe von der Augenqualle Ain, die Frieden verlor.
(Ain heißt Auge und Quelle auf Arabisch und Hebräisch.)
Jeden morgen schreibe ich Morgenseiten und daraus filtere ich ein Notat. Gedanken des Tages. Momente. Mein Writerslife und der Hallraum, in dem es schwirrt. Manchmal mit Wörtern aus meinem Manteltaschenbuch. Manchmal mit Wörtern von anderen, die ich gerade lese. Manchmal nur aus den Seiten des morgens. Das hilft durch fiese Zeiten. (Das schrieb ich vor einem Jahr, als ich damit begonnen habe. Nun sind die Zeiten noch fieser geworden, obwohl das kaum möglich scheint.)
Ich hab wieder Angst, jeden Abend und jeden Morgen. Schlimmste Gedanken kommen. Die gesellschaftliche Stimmung bedrängt mich. Lebens- und Arbeitsgrundlage wanken. Ich schreibe Morgenseiten und arbeite, dann wird es besser. Und lesen hilft. Toni Morrisons Rede zum Literaturnobelpreis. „This is precisely the time when artists go to work. There is no time for despair, no place for self-pity, no need for silence, no room for fear. We speak, we write, we do language. That is how civilizations heal.”
Lektüre von Etty Hillesums Biografie. Wie sie am Abgrund stand. Das Schreiben hat ihren Tod nicht verhindert. Aber ihre Würde ist ihr geblieben.
Während meine Kolleg*innen die Buchmesse feiern oder sich feiern lassen, bin ich mit Inhalieren, Gurgeln und Nasenspülungen beschäftigt. Der grippale Infekt kam gestern richtig raus und jetzt heißt es Pille hier, Tröpfchen da. Trinken, trinken, trinken. Und die Angst bezwingen. Denn die Angst, so lese ich, ist ein Immunräuber.
Regenwörter*
Es regnet
Bleistifte
aus Regenrüsseln
und Regenschüsseln
der Hund namens Love
oder Laf träumt
von klopfenden
Herztropfen laf=Wort (Türkisch)
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