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"das wort ist ein geschichtenbüro" erik, 4

  • AutorenbildAndrea Karimé

Namen für meine Kinderbuchheld*innen




Wie ich Kinderbuchheld*innennamen finde. Und warum es wichtig ist, nicht nur Namen derer zu verwenden, deren Schulerfolgserwartung sehr hoch ist.

Ich suche oft Namen, die besonders klingen. Als ich auf der Ausstellung über syrische Kunst in Köln die Künstlerin Lama kennenlernte, war klar dass Lama der Name meiner nächste Heldin sein würde; sofort hatte ich diesen Satz im Kopf: "Ich bin Lama, das Mädchen das nicht spuckt".


Namen führen zu Bildern führen zu kleinen Arabesken in den Geschichten. 

Ich liebe auch Namen, die einfach von Wörtern abgeleitet werden. Zum Beispiel Nuri als Ableitung von Nur, das auf Arabisch Licht heißt. In Kaugummi und Verflixungen hat der graue Junge erst keinen Namen und dann den Namen Ruben. Ausgewählt habe ich ihn, da ich einen Namen gesucht habe, der aus kindlicher Sicht „wertvoll“ klingt. „Wie wertvoll, klingt wie Rubin!“, sagte sein Freundin Huma in dem Buch. Huma bedeutet Glücksvogel. Der Name stammt aus einer der mehr als 2000 Sprachen vom Kontinent Afrika, hab ich leider nicht notiert von wo, damals, 2009. Das darf noch unter Anfänger*innenfehler verbucht werden. Als ich die Bedeutung klar hatte, flogen die Glücksvögel in mein Buch, nämlich immer hinter Huma her und nur sie und Ruben konnten sie sehen.


Also haben manchmal die Namen Einfluss auf die Handlung, manchmal ist es umgekehrt. Auch genderunspezifische Namen gefallen mir zunehmend, wie Minu, Kim, Simo, Kai, Kim und Lex, weil sie am Anfang so schön irritieren.

Wie viele Bens und Annas aber seit Peter Härtlings Kinderliebesgeschichte aus den 70ern durch die Texte für Kinder wandern weiß ich nicht, aber sie sind unzählig. Selbst ich, die oft arabische, türkische oder kurdische Namen verwende, tappte in die Falle:


Köbi aus Antennenkind ist natürlich ursprünglich Jakob. Das muss natürlich nicht sein, weil wir schon so viele Buchjakobs haben. Entschuldigung. Kommt nicht mehr vor!



Auch andere Namen der Kinder, bei denen die Schulerfolgserwartung sehr hoch ist, wie etwa Tim und Lisa liest man oft.

Gibt es nicht genug Fantasie? Oder kuschen wir vor dem Gesetz: Kinderheld*innen dürfen nur lautgetreu und keineswegs „zu fremd“ heißen? Und was genau ist wem zu fremd?



Lautgetreue Namen erinnern mich an Fibelnamen aus meiner Lehrer*innenzeit; ich versuche sie zu vermeiden. Trotzdem ist es natürlich für Allererstleser*innen wichtig und definitiv besser lesbar. Aber müssen es immer dieselben sein? 

Und ältere Kinder kommen supergut mit englischen Namen zurecht, und sie sind alle nicht lautgetreu. Deshalb wäre sie sicher auch zu Ayse, Malik, Samira, Yunus, Albulena ect fähig. Es sollten wirklich nicht alle Luise, Sofie und Jakob heißen, wenn wir doch für alle Kinder schreiben wollen.


Wenn man berücksichtigt, dass an die 40 Prozent der Kinder in Deutschland heute internationale Lebensgeschichte und damit auch in der Regel keine lautgetreuen Namen haben, sind es wenigstens 40 Prozent Kinder denen diese Namen nicht fremd sind, mehr noch, die sich dadurch sogar besonders repräsentiert fühlen würden. 

Lektor*innen sagen immer wieder: Zu fremd. Das aber ist ebenfalls eine Frage der Perspektive. Genau wie der Geschmack, also der Wohlklang in den Ohren.


Laden wir also Rahma, Hilal, Aran, Chaima, Bilal und Fatima und iele mehr in den Reigen der Kinderbuchheld*innen ein.


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